Rezension

New Adult Roman mit wichtigem Thema…

Mit dir falle ich -

Mit dir falle ich
von Inka Lindberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

New Adult Roman mit wichtigem Thema…

Robyn ist eine selbstbewusste junge Frau und Vorzeigestudentin. Sie weiß genau, was sie will und zwar, ihr Machinenbaustudium erfolgreich abschließen, um danach Karriere zu machen. Nur läuft das Leben eben nicht immer wie geplant. Robyn hat nämlich Geldsorgen und muss sich nun Gedanken machen, wie sie ihre Schulden abbezahlen kann. Da ist ihr jeder Job recht, doch besonders gut ist es, wenn sie einfach nur ihr Wissen im Rahmen von Nachhilfestunden weitergeben braucht und dafür auch noch bezahlt wird. Nur leider ist ihr erster Schüler Finn schwieriger, als gedacht, denn sein Interesse scheint nicht der Nachhilfe, sondern ihr zu gelten. Und so sehr Robyn sich auch versucht dagegen zu wehren, er zieht sie in seinen Bann, auch wenn ihr sein Ruf als Bad Boy bewusst ist.

Robyn fand ich anfangs sympathisch und wirklich cool, doch leider hat sie sich recht schnell in eine der typischen Hauptfiguren verwandelt. Wo war plötzlich ihr Selbstbewusstsein/ ihre Stärke hin? Ihr Ziel ist von Anfang an klar und sie arbeitet aktiv darauf hin, doch dann lässt sie sich gleich von der ersten Hürde völlig aus der Bahn werfen? Mir ist bewusst, dass gezeigt werden soll, wie schnell jemand manipuliert werden und wie schnell sich eine Person dann auch anpassen kann. Mir persönlich war das aber einfach zu schnell und insbesondere in Anbetracht dessen, dass sie eine starke Hauptfigur sein sollte. Dafür hat mir dann ihre Entwicklung am Ende aber ganz besonders gut gefallen. Robyn hat nach dem entscheidenden Erlebnis erkannt, dass etwas falsch läuft und sie hat für sich Konsequenzen daraus gezogen. Dabei hätte ich mir aber noch etwas mehr Entschlossenheit gewünscht, denn während der Aussprache dachte ich anfänglich, das geht in eine andere Richtung. Es wirkt immer ein bisschen, als bestimmen alle anderen Robins Leben und sie läuft nur in die aufgezeigten Richtungen.

Finn mochte ich leider gar nicht. Ich fand ihn von Anfang an unsympathisch und ich konnte mich auch leider gar nicht in ihn hineinversetzen. Vielleicht war das aber auch so gewollt. Er scheint ein Ziel zu haben, das ist mir aber nicht deutlich genug herausgearbeitet worden. Und es ist für meinen Geschmack auch keine Entwicklung in der Figur erkennbar. Das mag aber auch der Ernsthaftigkeit des Themas bzw. den zu ziehenden Konsequenzen der weiblichen Hauptfigur geschuldet sein. Irgendwie muss sie ja zu ihrer Entscheidung kommen, die der Leser/die Leserin dann auch nachvollziehen kann. Ich konnte wirklich überhaupt nicht verstehen, was Robyn an ihm findet und so viel es mir auch schwer, nachzuvollziehen, wie sie so schnell Gefühle für so einen Typen entwickeln konnte, nachdem es ihr anfänglich ja eher wie mir selbst ging. Aber Geschmäcker sind eben verschieden.

Als Nebenfigur fand ich Mia ganz sympathisch. Sie ist ne tolle Freundin und in ihrer Art erfrischend und unterhaltsam. Tim fand ich (nach anfänglichen Schwierigkeiten) auch okay und seine Entwicklung fand ich sehr gelungen. Insgesamt muss ich aber leider für mich feststellen, dass die Figuren alle doch etwas klischeebehaftet sind. Die Reaktion von Finns Mutter, als sie Robyn das erste Mal sieht, fand ich absolut überzeichnet. Ich hätte mir bei allen Figuren mehr Einzigartigkeit, Tiefe und Authentizität gewünscht.

Die Handlung hat mir insgesamt gut gefallen, obwohl es im zweiten Teil, wie ich finde, ein paar Längen gab. Hier hätte es für meinen Geschmack mehr überraschende Wendungen und auch mehr Konflikte geben könne, die auch mal ausgehalten werden. Vieles ist leider vorhersehbar und Konflikte werden zum Teil schon in ihrer Entstehung wieder aufgelöst. Das passiert insbesondere Robyn, die dadurch für mich zum Teil etwas naiv rüberkommt. Schade. Das Thema dieser Geschichte fand ich nämlich richtig gut, nur hätte ich mir mehr Tiefe erhofft. Das Thema um Mia fand ich zum Teil etwas überspitzt und in Anbetracht ihres Alters unreif dargestellt und fand auch manche Äußerungen Robyns dazu etwas befremdlich.

Richtig gut hat mir die Sprecherin Dagmar Bittner gefallen. Ihr habe ich die Rolle als Robyn total abgekauft. Sprechgeschwindigkeit und Betonung waren sowohl der Geschichte , als auch den Ereignissen entsprechend angepasst. Und ihre Stimme fand ich äußerst angenehm.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Mir persönlich waren es aber einfach zu viele Anglizismen, die nicht unbedingt die Zielgruppe ansprechen, die meines Erachtens erreicht werden sollte. Überhaupt gibt es leider Stellen, die eher für ein jüngeres Publikum geeignet sind. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Die Dialoge fand ich insgesamt unterhaltsam, manche waren mir persönlich aber zu steif und zu konstruiert. So hatte ich einige Male das Gefühl, dass Robyn etwas ganz besonders Cooles sagen sollte, was bei mir dann aber so gar nicht ankam. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen lassen. Das fand ich sehr gut. Und wie bereits erwähnt, hätte ich mir die Darstellung der emotionalen Ebene ausführlicher und mir mehr Tiefe gewünscht. Trotzdem fand ich es beim Hören locker und flüssig.

Von mir erhält dieses Buch eine Kaufempfehlung (3,5/5 Sterne), weil dieses Buch eine äußerste wichtige Thematik bearbeitet und weil mir das Ende dazu sehr gut gefallen hat. Ein Sternchen ziehe ich ab für die fehlende Tiefe der Figuren, ein weiteres für die fehlenden bzw. zu schnell aufgelösten Konflikte und ein halbes Sternchen für die zum Teil doch etwas konstruiert wirkenden Dialoge. Trotzdem ist das Buch aus meiner Sicht hörens- bzw. lesenswert.

Vielen Dank an Inka Lindberg für diese Geschichte.