Rezension

Möge es nie soweit kommen

Heimatsterben -

Heimatsterben
von Sarah Höflich

Bewertet mit 5 Sternen

Sarah Höflich schafft es in ihrem Roman Heimatsterben ein Deutschland zu zeichnen, dass sowohl Fiktion als auch nach an der weltpolitischen Realität ist. Alle aktuellen Themen liegen zwar mittlerweile in der Vergangenheit (Trump, Corona), aber bei der (vorgezogenen) nächsten Bundestagswahl (2023) hat sich die politische Stimmung doch deutlich in Richtung Sicherheit und "Deutschland soll es besser gehen" verschoben, sodass die Bürgerunion die Macht übernimmt. Und wie sich deren Regierungshandeln im Zeitraffer entwickelt (manches geht real vielleicht nicht ganz so schnell, aber es bleibt ja auch hoffentlich eine fiktionale Geschichte), ist gleichzeitig erwartbar, beklemmend und dann doch auch erschreckend nah an den Möglichkeiten.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Hanna und ihrer Großfamilie erzählt, die sowohl für dieses politische Geschehen interessante (Rand)Gruppen als auch die politischen Akteure (z.B. den Kanzler) vereint. Alle kommen das erste Mal zum Begräbnis von Hannas betagter Großmutter Tilde zusammen, die zum Ende des zweiten Weltkriegs aus Schlesien nach Niedersachsen floh und zeitlebens eine konservative Einstellung behielt.

Auch Hanna, "abgestumpft durch die Jahre unter Trump in Amerika", lässt sich von Felix in die politische Arbeit der Bürgerunion einbinden, was fast zum Bruch mit ihrem Cousin Joost führt. Aber Hanna bekommt dann innerhalb der Bürgerunion auch sehr viel mehr mit, als ihr lieb ist, und muss sich dann entscheiden - Integrität oder Loyalität.

Die 380 Seiten des Buches lasen sich wie im Flug, denn auch wenn die grundsätzliche Entwicklung vorhersehbar war, blieb es doch häufig mehr als spannend, wie sich die Geschichte im Detail entwickelt. Klare Leseempfehlung für einen Roman, den aktuell doch möglichst viele lesen sollten.

Und vielen Dank, dass ich in der Leserunde mitlesen durfte.