Rezension

Moderne Medien kritisch und lesenswert dargestellt.

Wir beide, irgendwann - Jay Asher, Carolyn Mackler

Wir beide, irgendwann
von Jay Asher Carolyn Mackler

Es ist das Jahr 1996, als Emma von ihrem Vater einen nagelneuen PC mit Windows 95 geschenkt kriegt. Und ihr Nachbar Josh, ehemals ihr bester Freund, hat die passende AOL-CD-Rom dazu, die es Emma ermöglicht, in das Internet zu gehen. Und dort kommt sie auf die Seite Facebook, die eine ältere Version von ihr selbst zeigt, die immer wieder Statusmeldungen postet. Erst hält Emma das Ganze für einen Scherz, doch irgendwann wird ihr und auch Josh, den sie um Rat fragt, klar, dass das Ganze echt ist: Sie werfen gerade einen Blick in ihre Zukunft.

Eigentlich hätte Emma lieber ihren Vater zurück, als einen neuen PC, so muss sie aber eben damit leben, dass die Scheidung ihrer Eltern bestehen bleibt. Dann hat sie auch noch Problem mit ihrem Stiefvater Martin, der das ganze Haus umbaut. Ihr aktueller Freund will die ganze Zeit nur fummeln und knutschen, also möchte sie Schluss machen - was auch nicht so leicht fällt. Und außerdem ist da noch Cody, in den sie verliebt ist, der Leichtathletikstar. Zusätzlich vermisst Emma noch ihre Freundschaft mit Josh, nachdem der im Jahr davor etwas echt Dummes gemacht hat, zumindest aus ihrer Sicht. Man sieht, Emma ist ein ganz normaler Teenie (der 90er), der gerne Saxophon spielt und lange Strecken läuft. Und ihre Reaktion auf Facebook ist auch normal: Sie versucht ihr Leben so zu ändern, dass sie glücklich ist.
Josh ist Skater, liest gerne Comics und schämt sich immer noch für das mit Emma. Sein älterer Bruder ist auf dem College und seine Eltern nehmen alles sehr genau, von der Pünktlichkeit bis zu seinen Hausaufgaben. Im Gegensatz zu Emma glaubt er anfangs nicht daran, dass sie hier die Zukunft sehen, doch als sich das ändert, ist er bestrebt, nichts zu verändern, weil ein Mensch das nicht tun sollte.    

Das Buch hat mich immer wieder dazu verleitet, mich selbst zu fragen und zu überprüfen, was ich machen würde: Würde ich wie Emma versuchen, glücklich zu werden? Oder hätte ich vielleicht Skrupel, dass ich irgendein furchtbares und tragisches Ereignis auslöse? Aber ich kann mit Sicherheit sagen, ich hätte auch nach Freunden oder Nicht-Freunden gesucht, um zu wissen, was mit ihnen passiert ist.
Es ist wirklich eine Gewissensfrage, die das ganze Buch mit bestimmt. Und das bei einer wirklich genialen Idee. Ich war ganz begeistert von dieser Vorstellung eines prophetischen PCs (mal ganz euphorisch und übertrieben ausgedrückt). Dazu noch dieser Rückblick in die Zeit meiner Kindheit, das hat mich alles ein bisschen nostalgisch gemacht. Ich wusste in dem Jahr, in dem das Buch spielt, nicht einmal, dass es Computer gibt! Oder gar das Internet. Ich war klein und die Unschuld vom Lande. Das Wissen kam erst so zwei Jahre später. Aber ich schweife ab, denn wie gesagt, mich hat das Buch nostalgisch gemacht und auch an meine ersten Computernutzung erinnert.

Hinzu kommt auch, dass dieser kleine (oder eher große) Hauch von Kritik an Facebook in einer schöne Geschichte verpackt ist. Gerade den Schluss, den ich natürlich nicht verraten werde, finde ich in dieser Hinsicht eigentlich recht gut gelöst. Es ist ein Buch, das vielleicht auch ein paar Jugendliche zum Nachdenken anregt, dass sie vielleicht nicht jede kleine Handlung oder jeden winzigen Gedanken auf Facebook zum Ausdruck bringen.

Fazit 

Für mich ein tolles Buch: Die Charaktere sind menschlich, natürlich und nicht übertrieben oder stereotypenhaft, der Inhalt ist super durchdachte und hat mir besonders gut gefallen. Außerdem regt es zum Nachdenken an, was will ich also mehr?