Rezension

Mitreißende Geschichte ohne Längen

Everything We Had -

Everything We Had
von Jennifer Bright

Bewertet mit 4 Sternen

„Everything we had“ von Jennifer Bright gilt offiziell als Auftakt ihrer Love & Trust Dilogie aus dem Forever Verlag. Aber aufgepasst: Ihr Debüt „The Right Kind of Wrong“ erzählt bereits ebenfalls eine Geschichte aus diesem Universum. Die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen, aber die ehemaligen Protagonist*innen werden hier zu Nebencharakteren und andersrum.

Kate Fraser erfüllt sich ihren Traum, ein eigenes Café in London zu eröffnen. Die Sache hat nur einen Haken: Sie muss sich die Ladenfläche mit dem Neffen der Besitzerin und seiner Buchhandlung teilen. Aidan und Kate gehen sich ab Tag eins an die Kehle - und unter die Haut. Während Aidan nichts von Kates traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit ahnt, wird sie jedoch bald davon eingeholt.

Aidan war für mich von Anfang an perfekt geschrieben – und das meine ich nicht im Sinne eines Bookboyfriends. Nein, denn ich war die ganze Zeit wirklich sauer auf ihn und er hat bei mir genau die Nerven gereizt, dass ich die Beherrschung verloren und mich genauso über ihn aufgeregt habe, wie Kate. Das ist wirklich eine Kunst, die Jennifer Bright hier perfekt beherrscht. Grundsätzlich ist die Idee, Café und Buchhandlung in einem, vermutlich etwas, wo uns allen das Herz höherschlägt. Schade, dass Kate und Aidan die Synergie nicht erkennen - wobei, dann gäbe es die Story ja nicht.

Außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass die Autorin Zeitsprünge und Szenenwechsel sehr gut einbaut. Ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verpassen, sondern im Gegenteil: wenn das Buch drohte, Längen zu haben, hat sie es an genau der Stelle abgeschnitten und ist beispielweise zum nächsten Morgen gesprungen. Das verlangt sehr viel Feingefühl und für mich hat sie hier genau den richtigen Weg eingeschlagen.

Eine Sache hat mich allerdings gestört, denn ich fand Kates Reaktionen auf ihre emotionalen Trigger nicht stimmig. Ihr vergangenes Erlebnis belastet sie jeden einzelnen Tag ihres Lebens, auch ohne, dass es einen konkreten Auslöser gibt, als leider logische Langzeitfolge ihres Traumas. Wenn sie dann jedoch mit einem konkreten Trigger konfrontiert wird, belastet sie dies zum einen nur kurz (wenige Minuten später kann sie wieder lachen und ganz normale Unternehmungen bestreiten) und auch nicht so heftig, wie man es erwarten könnte. Mir fehlt hier die Eskalationsspirale. Jennifer Bright schafft es für mich nicht, Kates Schmerz weit genug nach oben zu schrauben. Ich möchte jetzt explizit betonen, dass es mir hier um das Verhalten einer fiktiven Person geht. Ich rede hier wirklich nur von der Dramaturgie und würde natürlich niemals einer realen Person vorschreiben, wie sie sich in diesem Fall zu verhalten hätte.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die Geschichte ist mitreißend erzählt, ohne Längen, mir gefallen die Charaktere und das Setting mit London im Winter und Buchladen trifft Café ist einfach nur traumhaft. Kates Reaktionen haben sich für mich zwar teilweise nicht stimmig angefühlt, aber dennoch hat mich das Buch emotional gepackt. Band zwei (oder drei – wie man es nimmt; „Everything we lost“; ET 03.01.2022) und den Vorgänger werde ich ganz bestimmt ebenfalls noch lesen. Jetzt habe ich allerdings erstmal unfassbaren Appetit auf Muffins und Kuchen...