Rezension

Mit viel Feingefühl erzählt

Das geheime Leben des Albert Entwistle -

Das geheime Leben des Albert Entwistle
von Matt Cain

Bewertet mit 5 Sternen

Albert Entwistle macht seinen Job als Briefträger in Toddington schon seit Jahren. Er wohnt allein in seinem Haus mit seiner Katze Gracie und vermeidet überall den Kontakt zu anderen Menschen. Doch kurz vor Weihnachten erfährt er, dass seine Pensionierung ansteht, und seine Katze stirbt überraschend. Er fühlt sich einsam und beschließt, den Menschen nicht mehr aus dem Weg zu gehen. Die anfangs sehr zarten Veränderungen wälzen sein Leben völlig um.

Man ahnt bereits von Anfang an, dass Albert ein schwieriges Erlebnis hatte, das ihn dazu gebracht hat, andere Menschen zu meiden. Nun aber merkt er, wie einsam ihn das gemacht hat – und indem er auf andere Menschen zugeht, öffnen sich für ihn ungeahnte Türen. Er findet Freunde und vor allem den Mut, zu sich selbst zu stehen. Und er geht auf die Suche nach seiner Jugendliebe George. Mit viel Feingefühl erzählt der Autor Matt Cain über das Schicksal Homosexueller in den Siebziger Jahren, als Albert in seinen Jugendjahren entdeckte, dass er schwul ist. Alberts Entwicklung kurz vor seiner Pensionierung liest sich ein bisschen wie ein Märchen, es klingt nicht immer sehr realistisch. Doch die liebenswerte Schilderung seiner Suche wirkt versöhnlich angesichts seiner traumatischen Erlebnisse. Sehr intensiv beschäftigt sich die Geschichte mit ihren Protagonisten, der Leser findet schnell Zugang zu den einzelnen Figuren, ihre Handlungsweisen sind gut nachvollziehbar. Ist es nicht wunderbar, was passiert, wenn ein Mensch auf andere zugeht?

Dieser Roman erzählt so spannend von Alberts Entwicklung, dass die Geschichte mich schnell in ihren Bann ziehen konnte. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.