Rezension

Melancholische Lebensbilanz

Septembernovelle - Johan Bargum

Septembernovelle
von Johan Bargum

Bewertet mit 5 Sternen

Olof und Harald gehen im Spätherbst gemeinsam auf eine Bootstour. Am Ende der Segelsaison würde man das 35 Jahre alte Boot eigentlich längst winterfest gemacht haben. Am anderen Morgen ist Harald von Bord verschwunden. Am Saisonende ist jedoch kein Zeuge mehr am Anleger, der später aussagen könnte, wer von Bord ging. Beide Männer waren nacheinander mit Elin verheiratet. Geschäft, Ehe, Segelboot, Hund, die komplizierte Elin wird für Olof vermutlich eine Trophäe gewesen sein. Die beiden Icherzähler schildern jeweils ihre Sicht der Dinge; Olof sagt vor der Polizei aus, Harald hat einen Brief hinterlassen. Der überlebende Olof wirkt in seinem Auftreten aalglatt, kokettiert mit seinen Vernehmern und gibt in seinem Monolog nur zu, was nicht zu übersehen ist. Seine Aussage ist zugleich seine Lebensbilanz, die Irrtümer und Lebenslügen auflistet. Soll die gesamte Novelle ein Geständnis sein, Geschehenes entschuldigen, die  Leser beeinflussen?

In seiner extrem kurzen Erzählung (2011 im Original erschienen, deutsch 2014 im Mare Verlag) erzeugt Johan Bargum eine melancholische Herbststimmung, die zugleich Haralds Lebensende untermalt. Durch die Kürze des Texts eine ideale Lektüre für Lesekreise.