Rezension

Märchenhaftes Lesevergnügen

Emma, der Faun und das vergessene Buch - Mechthild Gläser

Emma, der Faun und das vergessene Buch
von Mechthild Gläser

Bewertet mit 3.5 Sternen

Für den frisch gegründeten Literaturclub soll die alte Internatsbibliothek genutzt werden. Beim Aufräumen findet die 16-jährige Emma eine Chronik, deren Einträge bis weit ins 18. Jahrhundert hineinreichen. Immer tiefer taucht sie in die Aufzeichnungen der bisherigen Chronisten ein und findet ein Märchen über einen Faun und eine unerfüllte Liebe. Voller Tatendrang trägt auch Emma ausgeschmückte Internatserlebnisse auf Schloss Stolzenburg ein. Überrascht stellt sie fest, dass diese ausgedachten Dinge plötzlich wahr werden. Hat das Verschwinden der Internatsschülerin Gina auch etwas mit der Chronik zu tun? Als Ginas Bruder Darcy auftaucht, um seine Schwester zu finden, bringt er Emmas Gefühlsleben gehörig durcheinander.

In Anlehnung an bekannte Jane Austen Romane, wie "Stolz und Vorurteil", werden bekannte Figuren in eine neue Form gegossen. Ob aber die angesprochene Zielgruppe der 12- bis 15-Jährigen Jane Austen kennt, mag dahingestellt bleiben. Mechthild Gläser hat mit leichtem Stil eine jugendlich-märchenhafte Geschichte erdacht. Zwar sind Internatsgeschichten nicht gerade neu, hier steht aber nicht das Schulleben mit all seinen Intrigen im Vordergrund, sondern ein geheimnisvolles altes Buch, das Geschriebenes in wahre Erlebnisse umsetzt. Von verschiedenen Chronisten gestaltete Seiten werden passend zu den Kapiteln dargestellt, so kann man sich die Chronik sehr gut vorstellen. Hauptprotagonistin Emma entdeckt, welche Möglichkeiten ihr das alte Buch bietet. Was als märchenhaftes Spiel beginnt, wird unerwartet zu einem spannenden Abenteuer.

Besonders der geheimnisvolle Faun, um den sich viele Geheimnisse ranken, macht den Reiz der Geschichte aus. Man rätselt die ganze Zeit, ob er in eine menschliche Gestalt geschlüpft ist und wer der Faun sein könnte. Die Mischung aus Vergangenem und aktueller Lebensart harmoniert sehr gut. Das etwas zu abrupt und zusammenhanglos gewählte Ende konnte mich trotz überraschendem Szenario und spannenden Elementen nicht ganz überzeugen. Hier fehlten mir einige Erklärungen, die einfach offengelassen wurden.

Für mich wurde die Zielgruppe der Leser nicht klar genug herausgearbeitet. Der leichte Schreibstil und die große Schrift sind besonders für jüngere Leser geeignet. Die Jane Austen Elemente und die 16-jährige Protagonistin mit ihrer ersten Verliebtheit gehören dann zur Sparte Jugendbuch.

Fazit: 
Ein märchenhaft leichtes Lesevergnügen für Jugendliche, die noch gern zu Kinderbüchern greifen.