Rezension

Luft nach oben

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1) -

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
von Kristine Getz

Bewertet mit 3 Sternen

Poppy ist 2,5 Jahre alt und bereits ein Internetstar, denn ihre Mutter Lotte Wiig ist eine bekannte Influencerin und vermarktet Poppy perfekt. Als das kleine Mädchen verschwindet, hofft und leidet ganz Norwegen mit den Eltern. Auch die Kommissarin Emer Murphy, die gerade wegen einer psychischen Erkrankung nicht im Dienst ist, schaltet sich in die Ermittlungen ein. Denn ihre Intuition bei der Verbrechensaufklärung ist legendär.

Zu Beginn des Buches erhalten wir eine ausführliche Einführung in das Leben der Eheleute Lotte und Jens Wiig. Wir erleben, wie das gesamte Leben von Lotte und ihrer Tochter Poppy für Lottes Blog vermarktet wird. Jens ist der Manager des Blogs, macht Werbeverträge klar und schießt die Fotos, die dann auf dem Blog veröffentlicht werden. Die ganze Familie lebt nur für und von dem Blog. Sofort war mir als Leserin jedoch klar, dass die heile Welt, die nach außen gezeigt wird, nach innen schon längst nicht mehr besteht. Das Ehepaar war mir schnell sehr unsympathisch, wie alle Personen, die zu ihrem Umfeld gehören. Dadurch habe ich das Buch dann mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Ich war froh, als sich die Geschichte mehr und mehr weg von Familie Wiig hin zu der Kommissarin Emer Murphy bewegt hat.

Auch mit der Figur Emer Murphy habe ich mich zu Beginn schwer getan. Sie wirkt nicht mehr wie eine eigenständige Person, sondern wie ein Zombie, der sie aufgrund ihrer Tabletten und der Überwachung durch ihre Lebensgefährtin geworden ist. Emer muss starke Psychopharmaka nehmen, die ihre Persönlichkeit stark verändern. Am Anfang der Geschichte zweifelt sie sehr an sich und ihren beruflichen Fähigkeiten. Doch im Laufe des Buches entwickelt sie sich zur interessantesten Person. Neben ihrem Kollegen Mons Tidemand und ihrer Chefin Katja Wieberg ist sie für mich die Sympathieträgerin des Buches. Sie hat einen rasiermesserscharfen Verstand und eine Intuition, die fast immer ins Schwarze trifft. Von dem Trio würde ich gerne noch mehr lesen.

Die Kriminalstory fand ich im Großen und Ganzen vorhersehbar. Sie wich zwar in Nuancen von meinen Mutmaßungen ab, aber die grobe Richtung war von Anfang an klar. Daher fand ich sie auch in weiten Teilen nicht sehr interessant. Zumal ich kein Mitgefühl für die Personen aufbringen konnte. Lediglich Poppy hat mir leid getan. Die Autorin hat, wenn es um Poppy, ihre Familie und das weitere Umfeld ging, mit bekannten Thrillerelementen gearbeitet. Es drehte sich alles um Effekthascherei und Sensationslust. Daher wünsche ich mir bei weiteren Büchern der Autorin, dass sie die Beschreibung der Ermittlungsarbeit ausbaut und die Ausarbeitung des Umfeldes derart unsympathischer Opfer auf das Notwendige einschränkt, sodass sie lediglich im Rahmen der Polizeiarbeit eine Rolle spielen.

Fazit: Interessante Ermittlende in einer vorhersehbaren Kriminalstory mit unsympathischen Opfern und Angehörigen. Kann man lesen, muss man nicht.