Rezension

Locker-leichte Unterhaltung mit einer Prise Action

Sweet Little Lies
von Kylie Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Der Schreibstil ist locker und leicht und ich war von Anfang an in der Geschichte. Gelesen habe ich das Buch in einem Rutsch, weil ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte. Kylies Stil ist so angenehm zu lesen, dass ich die Zeit einfach vergesse.

Generell ist die Geschichte eher humorvoll aufgebaut. Es gibt zwar ein ernstes Grundthema, aber die Geschichte nimmt sich selbst nicht zu voll. Mit einer Länge von 279 Seiten ist auch nicht gerade Raum da, um eine tiefgehende, emotionale Story auszubauen, dementsprechend hatte ich das auch gar nicht erwartet.

Meine Erwartungen waren eine lustige, leichte, fluffige Story, mit liebenswerten Figuren und viel Charme und Humor und genau das bekommt man hier auch. Gut ... Charme könnte es mehr sein, aber an sich sollte man einfach wissen, dass das hier keine krasse Dark Romance oder tatsächlich ein ernstzunehmender Actionromancethrillwasauchimmer ist. Aber ich kenne bereits einige von Scotts Büchern und ich glaube, das Buch ist genauso geworden, wie sie es wollte.

Ich für meinen Teil fand es super erfrischend mal eine andere Storyline zu lesen. Einen Plot, den man nicht in jedem zweiten Romancebuch findet.

Die Figuren sind zwar ein wenig oberflächlich gehalten, aber wie gesagt, bei 279 Seiten muss man sich entscheiden. Möchte ich viel Handlung, oder möchte ich Tiefgang? Die Handlung besteht größtenteils darin, dass Thom und Betty zusammen auf der Flucht sind und herauszufinden versuchen, wer ihnen eigentlich an den Kragen will.

Dabei lernt man auch Thoms Geheimagentenfreunde kennen. Und ja, die tragen alle Tiernamen. Fand ich aber eigentlich ganz lustig. Ich weiß nicht, ob ich das weniger absurd finde, als andere Leser, weil ich auch in der Gamingszene zu Hause bin und man da in Spielen öfter aus sowas trifft, aber für mich war es nichts Ungewöhnliches. Bear fand ich unheimlich sympathisch und auch Henry, ein alter Freund von Thom, hat sich sofort als humorvoller alter Kerl geoutet. Ich mag solche Figuren einfach total gerne. Fox' Biss hat mir auch total zugesagt.

Betty ist eine unheimlich tolle Protagonistin. Sie ist durchschnittlich und weiß das auch. Keine verborgenen Talente, die sie auf Teufel komm raus zu etwas besonderem machen sollen, wie man es oft von weiblichen Protas aus Fantasyromanen kennt. Sie weiß, wann sie zu wenig Ahnung hat, um Widerworte zu geben, schaltet aber durchaus ihr Gehirn ein und versucht nützlich zu sein, ohne zur Last zu fallen. Das fand ich wirklich so so so gut, weil man das aus ganz vielen anderen Büchern einfach anders kennt. Da muss die nervige Trulla ihre dämlichen Pläne durchsetzen, nur damit sie am Ende gerettet werden kann, weil sie nichts auf die Reihe kriegt. Betty ist hier wirklich eine angenehme Abwechslung.

Was mich immer wieder an Scotts Büchern stört, ist, die Perspektive. Man liest immer nur aus der weiblichen Perspektive, was oft dazu führt, dass das männliche Gegenstück ein wenig untergeht. Auch hier bleibt Thom für mich eher blass. Stellenweise hat er mich an einen autistischen Protagonist aus einem anderen Buch erinnert, weil er einfache, zwischenmenschliche Dinge überhaupt nicht nachvollziehen konnte und das hat ihm doch einiges von seinem anfänglichen Charme geraubt. Nicht, dass Autisten nicht charmant sein können. Nur Thom kann es nicht. Von ihm hätte ich mir einen toughen Good Guy erwartet, der flirty und sexy ist. Oft wirkt er eher wie der alte Mann von nebenan, der keinen Plan von gar nichts hat. Aber das tut der Geschichte insgesamt keinen so großen Abbruch, manchmal kann er nämlich doch anders.

Die Übersetzung fand ich leider an wenigen Stellen auch nicht soo gut gelungen, aber dafür kann die Autorin ja nichts.

Der zweite Kritikpunkt ist für mich das Ende. Das wirkt leider so, als hätte man es noch ein wenig Strecken müssen. Noch ein wenig dramatischer machen müssen. Das hat mir nicht so gut gefallen. Zumal die gesamte Geschichte relativ vorhersehbar ist. Vorhersehbarkeit an sich stört mich nicht, aber zusammen mit Szenen, die nur da sind, um ein Buch dicker zu machen, nervt es, weil man es sich hätte sparen können.

Nichtsdestotrotz hat mir "Sweet Little Lies" unheimlich viel Spaß gemacht. Wer auf locker-leichte, humorvolle Romanzen mit ein bisschen Action steht, ist hier definitiv gut bedient.