Rezension

Life is a rollercoaster

Bonuskind -

Bonuskind
von Saskia Noort

Bewertet mit 5 Sternen

Die 15jährige Lies und ihr jüngerer Bruder Luuk leben abwechselnd bei ihrer Mutter Jet, einer Psychiaterin, und ihrem Vater Peter und dessen neuer Lebensgefährtin Laura. Plötzlich ist Jet verschwunden. Kurze Zeit später wird sie tot in einem Ferienhaus aufgefunden, mit einem Abschiedsbrief.

Lies weigert sich, an den angeblichen Selbstmord ihrer Mutter zu glauben. Mithilfe ihres Schulfreundes Mees durchsucht sie Jets Computerdateien. Und wird fündig: Jet hatte über ein Dating-Portal einen Mann mit Namen God kennengelernt. Minutiös hatte sie die Treffen mit ihm dokumentiert und gibt Lies damit Einblick in diese selbstzerstörerische Liaison. Lies ist erschüttert, dass sie nichts von der verzweifelten Suche ihrer Mutter nach Liebe mitbekommen hat. Für sie ist klar, dass God ihre Mutter getötet hat. Sie will ihn finden und Rache nehmen.

Bei der Beerdigung ihrer Mutter ist God unter den kondolierenden Trauergästen. Lies erkennt ihn sofort. Ohne zu zögern, steigt sie zu ihm ins Auto.

 

Der Schreibstil von Saskia Noort ist ebenso anspruchsvoll wie glasklar, sehr schön sind die Wechsel zwischen direkter und erlebter Rede. Der Leser erfährt die Geschichte aus der Sicht von Lies und spürt ihre innere Zerrissenheit. Ihre bedingungslose Liebe gehört ihrer Mutter, sie verabscheut ihren Vater dafür, dass er wegen Laura die Familie und damit ihr ganzes Leben zerstört hat. Lauras Eltern, die zu Besuch kommen, wollen vermitteln, nennen sie liebevoll ihr „Bonuskind“. Aber Lies gibt ihnen keine Chance, lässt sie nicht an sich heran.

Unaufdringlich und mit großer psychologischer Sachkenntnis vermittelt die Autorin Einblicke in die Handlungsweise von Jet und God. Plätschert der Roman bis kurz vor dem Ende relativ ereignislos dahin, so trifft den Leser die ultimative Wahrheit über den Tod von Jet mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Nichts ist, wie es scheint. Auf den letzten 23 Seiten bricht die Hölle los. Hatte ich zuvor noch Zweifel gehabt, ob dieser Roman wirklich als Thriller durchgehen kann, so werde ich damit eines Besseren belehrt.

Für einen jugendlichen Leser mag der düstere Hintergrund schwer verdauliche Kost sein. Ich hätte es lieber gesehen, wenn Jet am Ende überlebt hätte. Aber dann wäre der Roman ein anderer geworden. So, wie er ist, ist er teuflisch gut.