Rezension

Lieber Kummerkasten

Meter pro Sekunde
von Stine Pilgaard

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Familie zieht nach West-Jütland. Der kleine Sohn ist erst etwas über ein Jahr, er hat den Eltern das Schlafen abgewöhnt. Aber in die Kindertagesstätte geht er schon und die Tagesmutter begrüßt er mit einem fröhlichen Muh. Seine Mutter muss sich mit anderen Problemen rumschlagen, unter anderem dem Erwerb des Führerscheins. Den ein oder anderen Fahrlehrer hat sie schon zur Verzweiflung getrieben. Und ihre Art der Kommunikation schreckt ihre Mitmenschen mitunter etwas ab. Einen Lichtblick bietet ihre neue Stelle als Kummerkasten bei einer Lokalzeitung. Ihre witzigen Antworten auf mehr oder weniger tiefgreifende Fragen, kommen bei den Lesern gut an.

 

Wohl in den meisten Gegenden ist es nicht leicht, der Zugezogene zu sein. Man muss erstmal herausfinden, wie der Hase dort so läuft. Über lauernde Fettnäpfchen darf man sich nicht wundern und das Stolpern fällt leicht. Da kann ein neuer Job ein Wegbereiter sein. Und auch ein Kind verhilft sicherlich zu Kontakten, auch wenn es vielleicht noch andere Themen gibt als den fehlenden Schlaf. Wenn die Gespräche um einen herum verstummen, sollte man schnellstens das Thema wechseln oder das Reden den anderen überlassen. Aber je näher ein möglicher Erfolg beim Ablegen der Führerscheinprüfung rückt, desto leichter fällt das Leben.

 

Die junge Mutter fällt mit einem eigenartigen, aber durchaus sehr sympathischen Charakter auf. Zunächst muss man sich in ihre Lebenswelt hineinfinden und ihre manchmal schrägen Gedankengänge nachvollziehen, aber nachdem dies geglückt ist, entwickelt sich eine echte gute Laune Lektüre. Man sieht das Kind auf ihrem Arm, man leidet in den Fahrstunden und denkt „nun fahr doch endlich“ und dann amüsiert man sich, über die skurrilen Ideen und doch anrührenden Lebensweisheiten, die die junge Mutter in sich trägt. Dieser erfrischende Roman hat etwas eigenes und ihm sollte einiges an Aufmerksamkeit vergönnt werden. Es lohnt sich.