Rezension

Liebe in Zeiten des Nordirland-Konflikts

Am Schattenufer - Killen McNeill

Am Schattenufer
von Killen McNeill

Inhalt
Nordirland in den 70er-Jahren: Der Protestant Johan Dalzell und die Katholikin Teresa Cassidy verlassen beide ihre Heimat, um während ihres Studiums ein Auslandssemester in Deutschland zu absolvieren. Rein zufällig treffen sie dort aufeinander und stellen fest, dass sie gar nicht so weit voneinander wohnen. Im Frankenland und fernab von zu Hause kommen die beiden sich näher und verlieben sich ineinander. Aber kann diese Liebe wirklich von Dauer sein?

Meine Meinung
Zu Beginn der Geschichte befinden wir uns in den 70 Jahren und zum Ende hin im Jahr 2007. Und was hat sich in allen den Jahren verändert? Nichts. Erst heute früh habe ich in den Nachrichten einen Bericht über Ausschreitungen in Belfast gesehen. Auslöser der Unruhen ist das Verbot, einen Marsch des protestantischen Oranierordens durch eine Straße im Norden Belfasts führen zu lassen, die überwiegend von Katholiken bewohnt wird. Seit mehreren Tagen halten die Ausschreitungen an und es gab schon 35 Festnahmen, sodass man sich fragen muss, ob es dort wohl jemals Ruhe geben wird.

Doch zurück zur Geschichte. Killen McNeill schreibt mit leisen, aber dennoch eindringlichen Worten über das Leben in Nordirland, welches so nah und doch so unbekannt ist. Dass Katholiken und Protestanten sich immer wieder bekämpfen, hat wohl schon jeder in den Medien mitbekommen, dass sie jedoch in alltäglichen Dingen eine strikte Trennung vornehmen, war mir neu. So würde ein Katholik sich z.B. im Bus nie neben einen Protestanten setzen und umgekehrt. Auch bei Schulen, Cafes oder Autos gibt es Unterschiede, was mich ein wenig an die Apartheid in Südafrika erinnert hat.

Dass sich John und Teresa in diesem vom Konflikt gebeutelten Teil Nordirlands nie und nimmer näher kennen gelernt und ineinander verliebt hätten, wird durch diese Trennung sehr schnell klar. Und so bietet der Autor den beiden ein neutrales Terrain, in Form des beschaulichen Frankenlandes. Hier können beide zur Ruhe kommen. Niemand muss Angst haben, dass ein leer stehendes Auto gleich in die Luft fliegt und keiner verurteilt die gerade aufkeimende Liebe der beiden von ihrer Herkunft doch so unterschiedlichen jungen Menschen.

John war mir von Anfang an sympathisch und auch der Protagonist, der mir am meisten ans Herz gewachsen ist. Seine Familie hat durch einen Bombenanschlag alles verloren. Nicht nur den Laden der Eltern und das zu Hause, sondern auch im Fall von Matt, dem Bruder Johns, die große Liebe. Insbesondere am Beispiel von Matt werden die psychischen Auswirkungen des Nordirland-Konflikts sehr gut verdeutlicht. Teresa ist eine selbstbewusste, junge Frau, die ihre Ziele klar definiert hat und an der Verwirklichung dieser arbeitet. Ob John darin Platz hat? Nur soviel: in jeder Beziehung liebt einer ein wenig mehr.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war der Teil, der im Jahr 2007 spielt. Er war mir zu schnell abgehandelt und hat auch nicht wirklich neue Informationen gebracht, die für die Geschichte wichtig gewesen wären. Hierfür muss ich leider einen Punkt abziehen, da mich dieses Ende ein wenig enttäuscht hat.

Fazit
"Am Schattenufer" ist eine dicht erzählte Liebesgeschichte in Zeiten des Nordirland-Konflikts, die ich bis auf das Ende gerne gelesen habe und jederzeit weiter empfehlen würde