Rezension

Lektüre mit Schwächen

Glückskinder - Teresa Simon

Glückskinder
von Teresa Simon

Bewertet mit 3 Sternen

~~München, kurz vor Kriegsende 1945
Antonia Brandl, von allen nur Toni genannt verliert bei einem Bombenangriff ihr Zuhause und kommt zusammen mit ihrer Mutter Rosa und der kleinen Schwester Bibi bei ihrer Großtante Vev unter.
Die ohnehin schon sehr beengten Verhältnisse in Vev´s Wohnung verschlimmern sich, als auch noch Toni´s Tante Anni und deren Sohne Benno, ein überzeugter Nationalsozialist ausgebombt werden und notgedrungen ebenfalls zu Vev ziehen.
Enge und der tägliche Kampf um das Notwendigste zum Überleben bestimmen den Alltag der Familie und nur durch Toni´s Bekanntschaft mit Louis, einen windigen Charmeur, der jedoch ein Meister des Schwarzhandels ist, kommt die Familie einigermaßen über die Runden.
Wolfratshausen, kurz vor Kriegsende 1945
Die junge Niederländerin Griet van Mook, die ein dunkles Geheimis umgibt, überlegt Arbeitslager sowie einen Gewaltmarsch nach Wolfratshausen und wird dort den Amerikanern aus der Gefangenschaft befreit.
Dank ihrer Beziehung zu dem jungen amerikanischen Catpain Walker gelingt es ihr, in München eine Arbeitsstelle zu bekommen.
In München trifft auch die Geschichte der beiden so unterschiedlichen Frauen zusammen, denn Griet wird durch die Amerikaner ebenfalls in die Wohnung einquartiert, in der Toni mit Ihrer Familie lebt.
Obwohl sich beide nicht sonderlich mögen, zeigt der weitere Romanverlauf, in dem jede der beiden in der Nachkriegszeit ums Überleben und ums wieder leben und lieben dürfen kämpft, dass ihre Schicksale miteinander verwoben sind und am Ende birgt der Roman einige Überraschungen…..
Die Autorin hat einen sehr eingängigen Schreibstil, der es dem Leser leicht macht, ins München der letzten Kriegstage und Nachkriegsjahre einzutauchen, zumal die historischen Elemente sehr gut recherchiert sind.
Besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen des Schwarzmarktes an der Möhlstraße, der lebensecht vor meinem inneren Auge entstand.
Die gut gezeichneten Charaktere der beiden Hauptprotagonistinnen Toni und Griet sowie der Großtante Vev tun ein Übriges, in den Roman abzutauchen.
Leider blieben die übrigen Figuren, insbesondere die männlichen für mich blass und nichtssagend und die Handlung wirkte in großen Teilen sehr konstruiert. Der Funke sprang einfach nicht richtig über.
Absolut unglaubwürdig fand ich die Wandlung Benno´s vom überzeugten Nationalsozialist, der sogar seinen eigenen Cousin bei der Polizei anzeigte zum sanften Gutmenschen, der eine ehemalige von ihm beaufsichtigte und gequälte Zwangsarbeiterin heiratet.
Nicht alles muss dem Cover entsprechend rosarot und himmelblau sein. Ein paar Ecken und Kanten hätten der Geschichte an dieser Stelle meiner Meinung nach gutgetan.
Sehr schön aber, das sich am Ende des Romans noch eine historische Abhandlung befindet und dass Auszüge aus dem Nachkriegskochbuch veröffentlicht wurden.
Alles in allem ist „Glückskinder“ eine Lektüre, die leicht und eingängig zu lesen ist und dem Leser vergnügliche Lesestunden bereiten kann.
Persönlich ist meine Euphorie, die ich auf den ersten hundertfünfzig Seiten des Buches beim Lesen hatte, zum Ende hin immer mehr verflogen.
Es war eine nette Geschichte, die aber keinen bleibenden Leseeindruck bei mir hinterlassen wird.