Rezension

Leider nur mittelmäßig

Brother Sister - Hört uns einfach zu - Sean Olin

Brother Sister - Hört uns einfach zu
von Sean Olin

Bewertet mit 2.5 Sternen

“Brother Sister – Hört uns einfach zu” gehört zu den Büchern, die ich bereits sehr früh im Vorschauenkatalog entdeckt habe und direkt lesen wollte. Leider musste ich mich da noch eine ganze Weile gedulden, aber dann ging es endlich los. Leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen, da die Handlung alles andere als neu ist und schon viel zu oft in anderen Bücher vorkam.

Der Schreibstil an sich ist ganz nett und die Situation von Will und Asheley wird ausführlich beschrieben. Dabei wird die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählt. Asheley und Will werden einzeln von der Polizei in Mexiko verhört und erzählen den Beamten ihre Geschichte, dabei gibt es jedoch immer nur die Antworten der beiden Protagonisten, Fragen der Beamten werden dabei nicht mit aufgelistet, jedoch kann man sich diese anhand der Antwort sehr leicht denken. Durch zwei verschiedenen Sichtweisen liest sich die Geschichte auch recht leicht und flüssig, was dem Buch mehr als gut tut, denn der Inhalt ist schon recht speziell und manchmal auch schockierend – wenn man sich denn darauf einlassen kann.

An sich klingt dies zunächst sehr gut und interessant gemacht, Problem ist jedoch, dass mir viele Stellen einfach zu sehr gewollt vorkamen. Der Autor wollte unbedingt schockieren, doch leider wirkt der Spannungsaufbau sehr künstlich aufgebaut. Auch die Charaktere konnte ich leider nicht ins Herz schließen, was man bei dieser Art von Geschichte aber auch nicht unbedingt muss.

Asheley und Will hatten es im Leben nie leicht. Sie wurden von ihrem Vater verlassen, ihre Mutter ist alkoholkrank und bekommt ihre Sucht nicht in den Griff und in der Schule sind sie Außenseiter. Kaum jemand möchte etwas mit ihnen zu tun haben, was sie jedoch stellenweise auch selbst zu verantworten haben, da sie sich selbst auch ganz gern zurückziehen. Es wird quasi eine Familie beschrieben, die es bei solchen Büchern schon haufenweise gab und somit konnte ich nicht überrascht werden. Interessant ist dabei jedoch auch, wie die Geschwister übereinander denken. Auf der einen Seite brauchen sie sich, weil sie das letzte bisschen Familie sind, was sie noch haben, auf der anderen Seite misstrauen sie sich auch, weil sie sich gegenseitig nicht immer einschätzen können. Manchmal haben sie Angst voreinander und manchmal möchte sie einfach nur gegenseitig beschützt werden. Durch die einzelnen Verhöre wird jedoch immer klarer, wer dabei eigentlich wirklich Angst haben sollte.

Was mich aber wirklich gestört hat, ist die Vorhersehbarkeit der Charaktere. Will und Asheley schreien geradezu nach Mitleid, obwohl sie immer wieder erwähnen, dass sie dieses überhaupt nicht verlangen. Sie beschreiben sich oftmals durch die Blume selbst als Opfer, was in gewisser Art und Weise auch stimmen mag, aber dennoch manche Reaktionen und Handlungen von ihnen nicht rechtfertigt. Ich hätte dabei mehr Einsicht deutlich interessanter und authentischer gefunden.

Die Covergestaltung hat mir dagegen sehr gefallen, da Will und Asheley gut abgebildet sind und ich mir die beiden Geschwister auch ungefähr so vorgestellt habe. Der Blick von Asheley ist dazu nahezu perfekt und passt bestens zu ihrem Wesen. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und hat mich auf das Buch direkt neugierig gemacht.

So gern ich “Brother Sister – Hört uns einfach zu” bedingungslos gemocht hätte: Es war leider nicht möglich. Das Buch hat sehr viele gute Ansätze und auch das Leid, was Asheley und Will erleben mussten, ist glaubwürdig geschildert, aber leider versinken die Protagonisten immer wieder so sehr in Selbstmitleid, dass insgesamt leider keine wirkliche Spannung aufkommen konnte. Schade! So bleibt dieses Buch leider nur mittelmäßig.