Rezension

Leider nicht so wie erwartet

Bird and Sword - Amy Harmon

Bird and Sword
von Amy Harmon

Meinung
 

Aufgrund der Leseprobe waren meine Erwartungen so immens hoch, dass eigentlich damit zu rechnen war, dass diese zusammenbrechen wie ein Volgar, der gegen seinen eigenen Willen vom Himmel geschossen und in den Tod geschickt wird. Ein Volgar ist ein magisches Wesen, halb Mensch und Vogel, und ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Nun eigentlich sollten sie das sein, doch so sehr ich versucht habe, die magischen und phantastischen Anteil wohlwollend zu betrachten, so ging dies doch alles zu Laster der Liebe unter.

 

Das Buch wird damit beworben, so romantisch wie Selection und so spannend wie A Song of Ice and Fire zu sein. Der erste Part mag vielleicht noch zutreffen, mit Game of Thrones hat das hier jedoch wenig zu tun. Bird & Sword ist ein Roman, der so viel Potenzial bietet, es aber nicht ausschöpft. Die mittelalterliche Welt mit ihren vielen verschiedenen Wesen und Städten wird angedeutet, jedoch kaum beschrieben. Die wundervollen Einfälle Harmons, Lark mit Tieren 'sprechen' und generell nur über Gedanken kommunizieren zu lassen waren die Eigenschaften, die dieses Buch am meisten getragen haben. Mehr von diesen zauberhaften Ideen rund um die Wortzauber und weniger Gossip wären die Zutaten, die ich mir hier gewünscht hätte.

 

Der Umgang der Personen miteinander bleibt, wie auch das Beschreiben der Umgebungen, sehr oberflächlich. Sie interagieren, weil es der Plot so vorsieht und zeigen dabei kaum Persönlichkeit. Und so ist es dazu gekommen, dass mir der Ausgang von Larks Geschichte nicht sonderlich berührt hat. Weder zu ihr, noch zu ihrem Love Interest konnte ich eine besondere Beziehung aufbauen. Hätte Harmon weniger auf Klischees, sondern ihre eigenen Ideen gesetzt, hätte sie auch mich mit ihrer Geschichte abholen können. Ich bin die Protagonistinnen satt, die ja so sehr unscheinbar sind. Ebenso gehen mir die Bad Boys, die sich für ihre Angebetete ändern, auf die Nerven - selbst wenn sie Könige sind.

 

Wenn man noch einmal auf den Vergleich zu A Song of Ice and Fire zurück kommen mag: Bird & Sword fehlt es an den politischen Durchtriebenheiten, den feinfühligen Charakterzügen und der deutlichen Dramatik, um mit einem solchen Epos mithalten zu können. Es geht hier nicht um Kämpfe, (denn die werden mal eben so abgehandelt) oder um die Gestaltwandler (dafür haben sie zu wenig Spielraum und es gibt zu viele Logikfehler), sondern wie Protagonistin A am effektvollsten mit Objekt der Begierde B zusammenfindet.

 

Auch bleiben einige Fragen ungeklärt, die höchstwahrscheinlich auch nicht mehr im nachfolgenden Teil geklärt werden. Die Kombination mit den vorhersehbaren Plotelementen sowie dem Nichtaufbau von Emotionen gegenüber den Figuren haben schlussendlich dazu geführt, dass ich diesen Roman weder weiterempfehlen, geschweige denn noch einmal lesen würde. Was wirklich sehr schade ist.

 

Und auch wenn ich grundsätzlich keine Cover bewerte muss ich nun doch einmal ein Wort zu diesem Trend loswerden, den auch Bird & Sword befallen hat. Egal wie düster der dystopische Thriller oder wie blutig das phantastische Gemetzel ist: Die Cover vieler solcher Bücher zieren derzeit wunderhübsche Mädchen (die meist mit der Protagonistin wenig gemeinsam haben) die noch viel schönere Ballkleider tragen. Beispiele wären da Selection, Der Kuss der Lüge oder auch Glimmernächte. Das Reich der sieben Höfe von Sarah J. Maas schießt dazu noch den Vogel ab, wird die ballkleidtragende Schönheit mit Bogen in der Hand abgebildet. Sicherlich die perfekte Garderobe für den nächsten Jagdausflug. Die Originalcover der Bird & Sword Romane gefallen mir durch ihr düsteres Erscheinungsbild deutlich besser.

 

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass ich mit den Figuren dieses Romans insoweit Spaß hatte, dass ich - aufgrund des Manuskripts - diese ständig an die Seitenränder zeichnen 'musste' (und leider bin ich sehr häufig ins Zeichnen abgedriftet). Immerhin meine Freude am Zeichnen konnte mir der Roman wiederbringen.

 

Fazit

Wer Romantasy mag, bei der die Liebe im Vordergrund steht und sich durch einen umfangreichen Weltenbau gelangweilt fühlt, kann mit Bird & Sword nichts falsch machen.

 

Da hier an so vielen Stellen lediglich an der Oberfläche gekratzt wird, konnte bei mir kein Interesse geweckt werden, auch den zweiten Teil lesen zu wollen. Auch wenn dort die einzige Person, die mich wirklich überzeugen konnte, zum Protagonisten aufsteigen wird.

 

Eine seichte Liebesgeschichte trifft auf blasse Welten und Charaktere. Betrachtet man den Roman als Märchen, sollte er einen zufriedener stellen. Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Märchen wie Die Schöne und das Biestund Rumpelstilzchen unterstreichen dies.