Rezension

La Vérité sur l’Affaire Harry Quebert - Lauwarm

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert - Joël Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
von Joël Dicker

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert erzählt die Geschichte zweier Schriftsteller, die in einer Art Meister-Lehrling-Beziehung zueinander stehen. Harry, ein erfolgreicher Autor, der vor allem für einen Liebesroman gefeiert wird, lehrte Marcus das Schreiben. Dieser landet gleich mit seinem ersten Roman einen Erfolgstreffer und verfällt anschließend in eine Schreibblockade. Als die Leiche eines jungen Mädchens wieder auftaucht, welches vor 30 Jahren verschwunden ist, steht Harry unter Mordverdacht. Er hatte mit 34 Jahren eine Beziehung zu einem 15 Jahre alten Mädchen.

Hm tja. Wenn ich ehrlich bin hat mir dieses Buch insgesamt nicht gefallen, obwohl ich einige Passagen, aber vor allem den Schreibstil gut fand. Warum dieses Buch so viele begeistern konnte, kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstehen. An der Geschichte kann es nicht liegen – ich tippe auf Dickers herausragenden Erzähl- und Sprachstil, denn dieser ist wirklich besonders.

400 Seiten lang versucht der Autor uns die Beziehung zwischen einer Minderjährigen und einem erwachsenen Mann als Liebe zu verkaufen. Eine verbotene Liebe klingt romantisch und leidenschaftlich. Dennoch fühlte ich mich teilweise an Humbert Humbert aus Lolita erinnert, wenn Harry es nicht müde wurde immer wieder zu betonen wie sehr er Nola geliebt hatte. Doch mir hat das nicht gereicht um eine Liebesgeschichte da heraus zu spüren.

Vielleicht hätte ich dem Paar eher etwas abgewinnen können, wenn Nola 16 oder 17 gewesen wäre. Doch selbst dann würde es mir weiterhin schwerfallen diese Liebe nachzuvollziehen, da der Autor sie einfach schlecht beschreibt. In der Hinsicht hat der Schreibstil definitiv versagt, denn die Dialoge zwischen Nola und Harry waren kaum zu ertragen und unterirdisch geschrieben.

„Ich finde dich wunderhübsch, aber du bist noch ein Kind.“
„Ich bin kein Kind mehr!“
„Nola… Du und ich, das geht nicht.
„Warum sind Sie so gemein zu mir? Ich will nie wieder mit Ihnen sprechen!“

Ich hör nur mimimimimi. Der Autor fragt in einem Kapitel selbst: Kann man sich in eine 15jährige verlieben? Wenn sie wie ein Kleinkind redet eher nicht.

Zum Glück bekommt die ganze Zuckerwatte irgendwann Risse, als sie endlich in den Dreck gezogen wird, aus meiner Sicht 200 Seiten zu spät, aber immerhin. Auf der anderen Seite steht die Beziehung zwischen Harry und Marcus im Fokus. Die Liebe zum Schreiben erfährt eine kleine Hommage und man sieht ein wenig durch die Augen eines Schriftstellers. Dieser Aspekt gefiel mir gut, genauso wie eine Wendung zum Schluss in Bezug auf Luther. Leider zu schnell ab gefrühstückt, aber definitiv ein gutes Ass. Ich kann leider keine Leseempfehlung aussprechen.

„Bücher sind wie das Leben, Marcus. Sie sind nie wirklich zu Ende.“