Rezension

Kurzweilig und gehaltvoll in einem

Acht Wochen verrückt - Eva Lohmann

Acht Wochen verrückt
von Eva Lohmann

Mit ihrem Debüt „Acht Wochen verrückt“ hat Eva Lohmann einen autobiografischen Roman vorgelegt, der authentisch, offen und natürlich daherkommt, sprachlich und stilistisch Spaß macht und ein Thema in den Fokus nimmt, das nachdenklich und unterhaltsam zugleich aufbereitet wurde.

Nun fällt es mir immer nicht ganz leicht, einen autobiografischen Roman inhaltlich zu bewerten. Bei Nichtgefallen kann man der Autorin schlecht vorwerfen, ihr Leben hätte einen miesen Plot! Das ist bei diesem Buch aber zum Glück auch gar nicht notwendig, denn die Erlebnisse von Mila, der Protagonistin in „Acht Wochen verrückt“ sind so lebensnah und ihre Entwicklung so nachvollziehbar, dass man sich selbst beim Lesen an vielen Stellen wiedererkennen kann.

Mila sollte eigentlich glücklich sein, aber sie fühlt es einfach nicht. Alles scheint äußerlich perfekt, der Job, das Privatleben, alles läuft rund. Nur Mila nicht. Sie gerät ins Stocken und bleibt plötzlich wie ein kaputtes Uhrwerk stehen. Nichts geht mehr. Sie wird in eine Klinik für psychosomatische Beschwerden eingeliefert und beginnt dort Stück für Stück sich und ihr Leben wieder zum Laufen zu bringen, ganz ohne Druck.

Der Leser begleitet Mila während ihres 8-wöchigen Klinikaufenthaltes, erlebt mit ihr gemeinsam ihre Hochs und Tiefs und kann die Entwicklung verfolgen, die Mila durchmacht. Ohne dabei vom hohen Ross der Selbsterfahrung hinab zu blicken, gelingt es der Autorin auf ganz freundschaftliche Art und Weise über den Weg zu sprechen, den ihre Protagonistin geht. Dabei reflektiert Mila ihre Erlebnisse, lernt neues dazu und macht sich die Mühe, ehrlich zu sich selbst zu sein. Das Ergebnis kommt nicht von heute auf morgen, aber auch hier trifft die alte Weisheit zu, der Weg ist das Ziel.

Gut beschrieben wird neben dem Innenleben der Hauptfigur auch der Alltag in der Klinik. Die sozialen Strukturen dort erinnern oftmals an eine sehr lange Klassenfahrt. Das nimmt einer Klinik für psychosomatische Beschwerden zwar nicht gänzlich die Schwere, lässt aber die einzelnen Schicksale in kleineren Dosen auftreten. So wird genug Tiefgang erlaubt, ohne das Buch in ein Psychogramm zu verwandeln. Und so bewahrt sich „Acht Wochen verrückt“ auch den humorvollen Ton, setzt an den richtigen Stellen auf Ernsthaftigkeit, und findet so die richtige Balance für eine Geschichte, die vor allem auf Ehrlichkeit setzt, ohne Schnörkel, ohne Selbstmitleid, aber mit Herz. Und Verstand.

Das Buch reiht sich gut neben „Mängelexemplar“ von Sarah Kuttner ein, beide Bücher liefern ein Portrait von einer Generation, die sich selbst unter Druck setzt und dabei ein Ventil zu benutzen verlernt. Geschrieben ist „Acht Wochen verrückt“ modern und unkompliziert, ebenso flüssig liest es sich auch.

Fazit: Ein schönes Buch, kurzweilig und doch gehaltvoll, vom Umfang auch wirklich kurz und bündig und besticht neben dem schönen Erzählstil durch klare Worte und Realitätsnähe.
Für einen netten Mix aus Unterhaltung und Nachdenken verpackt im flottem Stil gibt es 4 Sterne.

 

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