Rezension

krankhafte Familienkontrolle

Schweig! -

Schweig!
von Judith Merchant

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch Schweig von Judith Merchant ein Thriller aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag.

Das Cover hat sofort mein Interesse geweckt und auch der Klapptext versprach einen guten Thriller.
Ester und Sue sind Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ester, lebt mit ihrem Mann Martin und ihren zwei Kindern Jonas und Ella in einer Wohnung in der Stadt.
Sue, geschieden von ihrem Mann, lebt alleine in einem Haus mitten im Wald. Sehr abgeschieden von der Außenwelt, wo auch öfter mal das Internet oder sogar das Festnetz Telefon ausfallen kann.

Ester möchte ihre Schwester besuchen, sie sehen sich nie, nur einmal im Jahr zu Weihnachten. Ester kann Sue nicht mehr zu sich einladen, denn das Jahr zuvor gab es einen Zwischenfall, den wohl keiner der Beteiligten wiederholen möchte. Und so macht sich Ester einen Tag vor Heilig Abend auf den Weg in den Wald, ohne zu ahnen das nach ihrem Besuch nichts mehr so sein wird wie zuvor.

Im Grunde handelt es sich um eine Familiengeschichte, die grotesker nicht sein könnte. Manchmal dachte ich mir, das Verhalten ist einfach nur krank und man würde sofort Hilfe suchen müssen. Statt dessen, dreht sich alles um ein psychisches Verhalten, welches eine Kontrollzwang und Psychoterror mit sich bringt.
Die Kapitel wechseln immer aus der Sicht der jeweiligen Schwester, und Esters Ehemann Martin. Zu Anfangs konnte ich mich sehr gut in beide Schwestern fühlen, die Meinung der jeweiligen teilen obwohl sie doch sehr gegensätzlich waren. Die Autorin hat es geschafft, jeder Schwester ihren eigenen Charakter und ihre Fehler und Schwächen so auf den Leib zu schneidern als wären sie echt.
Aber die einzelnen Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Ich konnte mit niemand Mitgefühl oder Sorge, Verständnis oder Reue fühlen. Somit fehlte meinerseits das Mitfiebern.
Alles in allem war es ein gutes Buch, welches ich aber nicht unbedingt als Thriller empfunden habe. Die Spannung fehlte mir doch immer wieder sehr, da die Dialoge zwar einiges ans Licht brachten, aber für mich dennoch mehr zu einer Familientragödie wurde, die zu wenig von allen Beteiligten aufgearbeitet wurde.
Der Familiäre Hintergrund von Ester und Sue fehlte mir ebenfalls um das Verhalten wirklich zu verstehen. Ein Ereignis aus der Kindheit kann einen sicher sehr prägen aber hinter diesen Charakteren steckte mehr, was man leider nicht erfahren durfte.
Ein gutes Buch, bei dem ich aber Aufgrund der wenigen Spannung und Aufklärung nur 4 Sterne vergeben kann.