Rezension

Kraft durch Konsum

Junktown - Matthias Oden

Junktown
von Matthias Oden

Rezension zu Junktown von Matthias Oden

 

Konsum ist alles. Wer abstinent lebt, stellt sich gegen die Partei. Drogen, Müll: alles gibt es im Überfluss. Doch zu welchem Preis? Wenn euch das Konzept des Romans und meine Meinung dazu nun neugierig gemacht haben, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Wie immer freue ich mich sehr über eure Meinung, falls ihr den Roman bereits gelesen habt.

 

Daten:

 

Titel: Junktown

Autor: Matthias Oden

Verlag: Heyne

Genre: Roman

Preis: Broschiert 12,99 € | ebook 9,99 €

Erscheinungsdatum: 09.05.2017

Isbn: 978-3453318212

 

Vielen Dank an den Heyne Verlag sowie das Bloggerportal der Random House Verlagsgruppe für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

 

Klappentext:

 

Diese Zukunft ist ein Schlaraffenland: Konsum ist Pflicht, Rauschmittel werden vom Staat verabreicht, und Beamte achten darauf, dass ja keine Langeweile aufkommt. Die Wirklichkeit in »Junktown«, wie die Hauptstadt nur noch genannt wird, sieht anders aus. Eine eiserne Diktatur hält die Menschen im kollektiven Drogenwahn, dem sich niemand entziehen darf, und Biotech-Maschinen beherrschen den Alltag. Als Solomon Cain, Inspektor der Geheimen Maschinenpolizei, zum Tatort eines Mordes gerufen wird, ahnt er noch nicht, dass dieser Fall ihn in die Abgründe von Junktown und an die Grenzen seines Gewissens führen wird. Denn was bleibt vom Menschen, wenn der Tod nur der letzte große Kick ist? (Heyne)

 

Meinung:

 

„Kraft durch Konsum“ - Seite 13

 

Die Sprache in diesem Roman ist grob und derb und passt somit hervorragend zu der heruntergekommenen Gesellschaft, der Stadt und seinen Bewohnern. Durch das selbstverständliche Einarbeiten der Abkürzungen, Humanklassen, Parteipositionen usw. wird der Leser ins buchstäbliche kalte Wasser geworfen und direkt mitten hinein ins Geschehen. Zum Glück gibt es in den Anlagen ein Verzeichnis über alle erwähnten Humanklassen und Abkürzungen. Zu anfangs empfand ich das häufige Nachhintenblättern noch als störend, hatte ich erst einmal die gängigsten Begriffe im Kopf, las es sich auch direkt flüssiger.

 

Der Roman wurde in einem dystopischen Setting angesiedelt, dass in einer Zukunft spielt, die nicht all zu weit weg von unserer Zeitspanne liegen kann. Die Menschen sind unfruchtbar geworden und werden von Maschinen, den sogenannten „Brutmuttern“, zur Welt gebracht. Humanklassen und Werdegang werden so schon vor der Geburt jedem einzelnen Bewohner von Junktown in die Wiege gelegt. Nach einer großen Revolution, die im scheinbar totalem Chaos endete, stehen nun der Konsum an sich sowie - und vor allem - der Konsum von Drogen allerlei Art im Vordergrund. In dieser Gesellschaft, in der Gebrauch von - früher illegalen - Drogen nun nicht nur straffrei, sondern auch zur Bürgerpflicht geworden ist, gehen Mensch und Maschine gemeinsame Wege. Ein Mord an einer HMW (Höheres Maschinenwesen) ist somit ebenso strafbar, wie der an einem Menschen. Und zu genau so einem Mordfall wird der Protagonist, Solomon Cain, Inspektor der Gemapo (geheime Maschinenpolizei), gerufen.

 

„Die einzigen Highways, die dieses Land braucht, sind die Venen seiner Bewohner.“ - Seite 37

 

Kreativ ist „Junktown“ allemal. Gesellschaftlich anerkannte legale Drogen wie Alkohol und Zigaretten sind in der Stadt verpönt und wer sich nicht dem Konsum hingibt, muss nicht nur mit rechtlichen Schritten gegen sich rechnen. Der Aufbau der Stadt, die Unterteilung der Menschen in bestimmte Klassen und die Versumpfung der Bevölkerung wurden anschaulich und auf eine gute Art und Weise abgewrackt und düster dargestellt. Auch der Protagonist, der in einem „klassischen“ Kriminalroman als derb und abgeranzt erscheinen würde, wirkt hier als einer der wenigen normalen Menschen. „Junktown“ hätte mich also regelrecht umhauen müssen, wäre der Kriminalfall - auch im Hinblick auf sein ungewöhnliches Opfer - nicht so banal und langatmig gewesen. So interessant das Setting war, dem eigentlichen Plot fehlte es durchaus an Spannung. Mir blieben auch zu viele Fragen ungeklärt. Manche Darstellungen waren mir zu abstrakt und konnten sich nicht schlüssig in Kopfkinobilder umwandeln. Hier und da werden Rückblicke bezüglich der angedeuteten Revolution eingestreut, für mich war dies jedoch leider immer noch zu wenig, um die Geschichte greifbarer zu machen.

 

Fazit:

 

„Junktown“ ist ein guter Kriminalroman, aber für einen ausgezeichneten dystopischen Roman hat es mir doch an Spannung gefehlt. Viel Potenzial ist vorhanden, wurde aber nicht ganz ausgeschöpft. Ich werde Matthias Oden trotzem auf dem Schirm behalten, denn von ihm werden wir sicher noch einige gute Romane lesen können, da hier bereits viel Luft nach oben vorhanden ist.