Rezension

Konnte mich nicht komplett überzeugen

Unter Wasser Nacht -

Unter Wasser Nacht
von Kristina Hauff

Bewertet mit 3 Sternen

Ich befand mich jetzt seit einiger Zeit in einer kleinen Leseflaute. Nichts konnte mich so wirklich packen und begeistern. Dann las ich die Leseprobe zu "Unter Wasser Nacht“ und war sofort Feuer und Flamme. Mir gefiel die Atmosphäre und der Schreibstil auf den ersten Seiten richtig gut und ich war eigentlich überzeugt, dass mich dieses Buch aus meiner Leseflaute holen wird. Vorab: Das Buch ist keineswegs ein schlechtes Buch, aber leider auch nichts wirklich Herausragendes.

Es geht um Sophie und Thies, die in den Elbauen im Wendland auf einem alten Hof leben, gemeinsam mit ihren Freunden Inga und Bodo. Doch die Freundschaft zwischen den beiden Paaren ist seit einiger Zeit eingefroren. Sophie und Thies haben nämlich vor dreizehn Monaten ihren Sohn Aaron verloren, der unter bisher ungeklärten Umständen in der Elbe ertrank. Tag für Tag müssen sie nun das vermeintlich perfekte Familienglück ihrer eigentlich besten Freunde Inga und Bodo mit ansehen, die zwei Kinder haben, Jella und Lasse. Sophie und Thies ersticken in ihren Schuldgefühlen, in ihrem Neid und in ihrer Trauer. Das Verhältnis zwischen den beiden Familien ist kühl. Eines Tages kommt schließlich eine Fremde in den kleinen Ort. Sie freundet sich mit Sophie und Thies, aber auch mit Inga und Bodo an. Und ihr Erscheinen sorgt schließlich dafür, dass neue Geheimnisse ans Licht kommen, die das Leben der beiden Familien wieder durcheinanderwirbelt.

Der Einstieg in das Buch gefiel mir wie gesagt ausgesprochen gut. Ich mochte die Landschaftsbeschreibungen, die Atmosphäre und dieses Mysteriöse, was vor allem durch das Auftauchen der fremden Frau namens Mara ausgelöst wurde. Man ahnte, dass sie sehr wahrscheinlich nicht ohne Grund in den Ort gekommen ist und sich ausgerechnet mit Sophie, Thies, Inga und Bodo angefreundet hat. Doch dann wurde die Geschichte für mich immer langweiliger und auch klischeehafter. Die Figuren sind eigentlich alle sehr blass. Weder Sophie, Thies, noch Inga und Bodo haben irgendein Alleinstellungsmerkmal oder auch nur ein bisschen Tiefe. Mara ist für mich sehr klischeehaft gewesen. Die freie, attraktive, unabhängige und geheimnisvolle Frau aus Christiania. Irgendwie hat es mich schon ein bisschen genervt, wie sich alle Charaktere so an Mara geklammert haben, sie regelrecht in den Himmel gelobt haben und wie passiv sie alle in ihrer Gegenwart geworden sind. Ich habe es nicht wirklich nachvollziehen können, wie sie Mara so schnell in ihr Leben lassen konnten, denn von sich selbst hat Mara eigentlich kaum etwas preisgegeben, dafür aber ziemlich viele Fragen gestellt. Auch die Passivität der Figuren im Hinblick auf Aarons Tod fand ich irgendwie nervig. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass Aaron ein aggressives und gewalttätiges Kind war, und das schon seit dem Kleinkindalter. Ich hatte das Gefühl, so hart es auch klingen mag, dass Sophie und Thies nicht wirklich in Trauer versinken, sondern eigentlich nur in Schuldgefühlen, weil sie eigentlich froh sind, sich nicht mehr mit Aaron rumplagen zu müssen. Außerdem versinken sie in Selbstmitleid und Neid darüber, nicht so ein perfektes Kind gehabt zu haben wie Inga und Bodo.

Das Ende fand ich dann auch nichts Besonderes, weder die Auflösung, was es mit dieser Mara auf sich hat, noch die Auflösung, wie Aaron zu Tode gekommen ist. Beides war sehr unspektakulär und hat mich ziemlich kalt gelassen. Auch hätte das Buch ein besseres Lektorat vertragen können. Einige Rechtschreibfehler, Namensdreher und Logikfehler sind auf den 288 Seiten zu finden. Auch das hat die Lesefreude etwas getrübt. Ich hatte nach dem guten Einstieg mehr von dieser Geschichte erwartet und wurde leider etwas enttäuscht.