Rezension

Konnte mich mit dem Schreibstil nicht anfreunden

Meter pro Sekunde
von Stine Pilgaard

Bewertet mit 2.5 Sternen

Nachdem das Buch im letzten Jahr in Dänemark so erfolgreich gewesen ist, mit dem Goldenen Lorbeer ausgezeichnet und in zahlreichen Sprachen übersetzt wurde, hatte ich große Erwartungen an die Geschichte.
Normalerweise schaue ich mir immer eine Leseprobe an, bevor ich mich dazu entscheide, ein Buch zu lesen. Hier habe ich das leider versäumt und mich auf die Aussage verlassen, dass es vergleichbar ist mit einem Buch, von dem ich begeistert war.
Leider wurden meine Erwartungen aber nicht erfüllt und ich habe mich letztendlich durch die Geschichte gequält. Normalerweise hätte ich es sehr schnell zur Seite gelegt und wohl nicht wieder zur Hand genommen. Da es sich jedoch um ein Rezensionsexemplar handelte, wollte ich dem Buch eine Chance geben und schauen, ob ich meine Meinung irgendwann revidieren würde.
Aber worum geht es überhaupt in dieser Geschichte?
Als ihr Freund in Velling einen Job als Lehrer findet, zieht die junge Familie mit ihrem einjährigen Sohn nach Westjütland.
Allerdings merkt die junge Mutter schnell, dass nicht nur das Leben mit einem Kleinkind und einem Partner, der als Lehrer von seinen Schülerinnen täglich in Beschlag genommen wird, eine Herausforderung ist, sondern dass auch das Dorfleben nicht so einfach ist.
Die Dorfbewohner ticken nun mal anders, als die Städter. Sie sind keine Freunde vieler Worte und Zugezogene fällt es oft schwer, sich in eine Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt, einzufügen. Schnell kann es passieren, dass man/Frau sich in die Nesseln setzt. Freundschaften zu schließen und Kontakte zu knüpfen, ist da gar nicht so einfach.
Nachdem sie für ihren Sohn einen Platz in einer Kindertagesstätte gefunden hat, steht wenigstens einer Arbeit in der „Orakelindustrie“ nichts mehr im Wege. Wie gut, dass die Schulleiterin ihr gleich einen Job bei der Tageszeitung besorgt, denn die brauchen jemanden für den Kummerkasten. Allerdings gibt es da noch etwas, was der jungen Frau Probleme bereitet. Der Führerschein.

Ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Schreibstil der Autorin nicht so richtig anfreunden konnte. Auch wenn der Stil von vielen Seiten als Sprachkunst gewertet wird, war er für mich etwas zu speziell.
Gut gefallen hat mir jedoch der trockene Humor, der mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat.
Wir verfolgen die größtenteils banalen Geschichten aus der Perspektive der Protagonistin (die übrigens keinen Namen hat).
Die Autorin versteht es, sie größtenteils auf eine amüsante Art erzählen zu lassen und besonders die Fahrstunden sorgten gelegentlich für ein Grinsen in meinem Gesicht.

Ich konnte die Probleme der jungen Frau zum Teil auch nachvollziehen, denn ich wohne selbst auf dem Dorf und kenne den Menschenschlag und die Traditionen nur zu gut.
Es ist sicher nicht immer einfach, mit den Dorfbewohnern, die in ihrer eigenen Welt leben, zurechtzukommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Lebensweise auf „Zugezogene“ zu Beginn befremdlich wirkten kann und es deshalb dauert, bis man das Gefühl hat, angekommen zu sein.
Es gab aber auch Abschnitte, die mich mit der Stirn runzeln ließen, weil ich ihre Denk- und Handlungsweise nicht nachvollziehen konnte.
Unterbrochen werden die Erzählungen immer wieder von Briefen an den Kummerkasten, auf die eine zum Teil sarkastisch formulierte Antwort folgt.
Was die umgedichteten Liedertexte, die an die jeweiligen Situationen angepasst wurden, allerdings sollten, hat sich mir nicht erschlossen.

Fazit
Auch wenn es bestimmt Leser gibt, die von dem Buch begeistert sind, konnte es mich nicht vollständig überzeugen. Das liegt zum einen an dem Schreibstil, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte und zum anderen daran, dass mir ein roter Faden und etwas Spannung fehlte. Wer sich für das Buch interessiert, sollte auf jeden Fall vorher in eine Leseprobe schauen.