Rezension

Konnte mich lange nicht richtig packen

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt - Mhairi McFarlane

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist mir sehr schwer gefallen, "Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt" zu bewerten, was zum einen auch daran liegt, dass ich mir das Buch (ironischerweise) in mancherlei Hinsicht anders vorgestellt hatte.

Die Geschichte lässt sich auf jeden Fall gut lesen; der Schreibstil der Autorin ist angenehm und passt zur Handlung. Sie schafft es definitiv, der Ich-Erzählerin Leben einzuhauchen und selbst am Tiefpunkt angekommen ist Edie noch fähig, humorvoll und fast schon zu selbstkritisch davon zu berichten, was ihr passiert. Allerdings ist Edie selbst ein großes Problem, das ich mit dem Buch hatte: es ist mir schwer gefallen, Mitleid mit ihr zu empfinden. Natürlich waren die Reaktionen ihrer Mitmenschen in keiner Weise gerechtfertigt und unglaublich gemein und niederträchtig, doch für meinen Geschmack hat die Protagonistin sich zu sehr selbst als Opfer gesehen. Sie wurde benutzt und hat zu Unrecht die Schuld an allem zugeschoben bekommen, aber trotz allem hat sie Fehler gemacht und für mich sah es lange so aus, als würde sie das nicht wirklich anerkennen. So hat es eine Weile gedauert, bis ich eine Bindung zu ihr hatte und mit ihr mitfühlen konnte. Zum Glück macht sie eine enorme Entwicklung durch und wächst über sich selbst hinaus.

Die Nebenfiguren sind zu großen Teilen ebenfalls nicht sympathisch, doch das war von der Autorin vermutlich auch so gewollt. Es war furchtbar, was sie mit Edie gemacht haben und ich hätte mir mehr als einmal gewünscht, dass sie sich richtig gewehrt hätte, auch wenn ich gut verstehen konnte, wieso ihr das in ihrer Position schwer gefallen ist. Dafür mochte ich ihre beiden besten Freunde sehr gerne, die komplexe Personen sind und bestimmt selbst gut als Hauptcharaktere von Büchern geeignet wären, und auch die Familie von Edie fand ich an sich sympathisch.

Besonders ans Herz gewachsen ist mir allerdings Elliot, was ich anhand der Inhaltsangabe nicht erwartet hätte; er stellt sich als interessanter, liebenswerter Mensch heraus, der zwar einige gravierende Fehler macht, letztlich aber sehr sympathisch ist. Seine Interaktionen mit der Protagonistin waren für mich klar das Highlight des Buches und ich hatte großes Interesse daran zu sehen, wie es mit ihnen weiter geht und was noch passieren wird. Die Entwicklung war hierbei glaubwürdig und mir hat vor allem zugesagt, wie realistisch die Autorin mit den Problemen der beiden umgegangen ist, selbst wenn mir das recht offene Ende nicht unbedingt zugesagt hat.

Letztlich schwanke ich bei der Bewertung zwischen 3 und 3,5 Sternen. Die Geschichte hat mich insgesamt gut unterhalten, sie war schön geschrieben, es gab Humor, Edie wurde mir langsam, aber sicher sympathisch und gerade Elliot fand ich einfach toll. Trotzdem habe ich mich lange schwer getan, mit der Protagonistin mitzufühlen, die Handlung konnte mich erst nach einer Weile richtig packen und ich hätte ein klareres Ende bevorzugt.