Rezension

kniffelige Wendungen, ein interessanter Ermittler mit Ecken und Kanten, dazu eine ungewöhnliche Thematik, kurz: rundum gelungene Unterhaltung

Friedensengel - Marion Feldhausen

Friedensengel
von Marion Feldhausen

Bewertet mit 5 Sternen

Friedensengel ist der zweite Krimi mit Kommissar Alvermann, den Vorgänger „Himmelskinder“ muss man aber nicht gelesen haben, um diesem Buch folgen zu können. Wenige Andeutungen auf den Vorgänger verraten nur minimale Inhalte, so dass man den ersten Krimi problemlos noch nachträglich lesen kann, ohne bereits entscheidende Stellen zu kennen.
Was wir als Leser aus dem Vorgänger erfahren, ist, dass Kommissar Alvermann gesundheitlich noch nicht auf dem Damm ist und seiner ehemaligen Form hinterherjagt. Geduld mit sich selbst gehört definitiv nicht zu seinen Stärken.

Begeistern konnte mich Alvermann durch seinen trockenen, oft bissigen Humor, vor allem dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet hätte. Um das Bild von ihm runder zu gestalten, gönnte ihm die Autorin noch ein wenig zwischenmenschliche Beziehungen, die nett zu lesen waren und nicht, wie oft in Krimis, eher störend wirkten.

Stück für Stück kristallisierten sich die mögliche Verbindungen zwischen den parallel ablaufenden Geschichten heraus. Alvermann ermittelt gegen Schutzgelderpresser, eher beschaulich und für meinen Geschmack nach dem Ablaufplan realistischer, klassischer Polizeiarbeit, ohne technischen Schnickschnack und Ergebnispräsentation in 45 Minuten a´la CSI.

David van Treek pendelt zwischen Deutschland und Kolumbien und führt ein Leben am Limit mit permanent spürbarer Bedrohung. Dabei gerät er in einige hochbrisante Situationen, die die Autorin sehr eindringlich und hart beschreibt. Im gesamten Buch hält sich die Gewalt in Grenzen, aber in diesen Situationen nicht und es wirkt dadurch besonders konzentriert. Im Gegensatz zu Alvermann war mir van Treek komplett unsympathisch, dies lag vor allem an seiner Art, wie er mit seiner Frau umsprang.

Erfreulich war für mich, wie knackig und präzise Marion Feldhausen die Rüstungsindustrie umschrieb. Zugegeben, damit kenne ich mich absolut nicht aus, die Ausführungen der Autorin haben mir dafür ausgereicht, um informiert, aber nicht überinformiert zu sein.

Insgesamt hatte dieses Buch alles, was ich von einem guten Krimi erwarten würde: kniffelige Wendungen, ein interessanter Ermittler mit Ecken und Kanten, dazu Personen, die ich aufgrund ihrer Art furchtbar finde, gerne auch eine ungewöhnliche Thematik und mindestens solide Spannung. Ja, all das konnte mir die Autorin problemlos bieten und ich fühlte mich sehr gut unterhalten.