Rezension

Klug, aktuell und auf den Punkt

Die Nachricht
von Doris Knecht

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ihr Mann überraschend verstorben ist, ist in Ruths Leben endlich wieder Normalität eingezogen. Ein neuer Alltag hat sich etabliert im einst gemeinsamen Häuschen am Waldrand. Alles ist gut, als die erste Nachricht sie erreicht. Es sind Beleidigungen; Gemeinheiten, die sie klein machen sollen und die auf die Untreue ihres Mannes anspielen, an der sie in den letzten Jahren schon genug zu knabbern hatte. Alles anonym natürlich. Als Autorin und aktive Facebooknutzerin kennt Ruth solche Beleidigungen natürlich. Aber diesmal hört es einfach nicht auf. Auch Kollegen, Freunde und ihre Kinder bekommen Schmähnachrichten und so langsam bröckelt Ruths Selbstbewusstsein. Wer weiß so viel von ihr? Und wann hört das endlich auf?

Doris Knecht hat mit „Die Nachricht“ einen klugen, ruhigen, aktuellen und nachvollziehbaren Roman geschrieben, der besonders mit seiner starken Hauptfigur besticht. Ruth ist lebendig, intelligent, selbstbewusst, Feministin. Mit Zweifeln und Fehlern die sie nahbar machen und Freunden und Familie die sie sympathisch machen. Und doch schaffen es so simple Messenger-Nachrichten ihr Weltbild ins Wanken zu bringen. Das Mitleid und Verständnis aus dem Bekanntenkreis wandelt sich irgendwann in ein genervtes „Nicht schon wieder dieses Thema!“. Aber wie solle man etwas gut sein lassen, was mach nicht in der Hand hat? Oder ist man als Frau nicht sowieso immer selbst Schuld an dem, was einem passiert?

Das Thema des Romans hätte man nicht besser auf dem Punkt bringen können, als Knecht das hier getan hat. Jedes Wort sitzt, jede Figur passt. Mein einziger persönlicher Kritikpunkt ist, dass ich die Auflösung etwas vorhersehbar fand und mir von daher ein wenig Spannung fehlte, aber das mag anderen Lesers ganz anders gehen.

Ich wiederhole mich gerne: Dieser Roman ist klug, aktuell, auf den Punkt und dazu klasse geschrieben! Definitiv eine Empfehlung.