Rezension

Kino für den Kopf!!!

Ghostman - Roger Hobbs

Ghostman
von Roger Hobbs

Bewertet mit 5 Sternen

Sein Name ist Jack Delton, aber natürlich heißt er nicht wirklich so. Er ist ein »Ghostman«, spezialisiert darauf, sich unsichtbar zu machen und Beweise verschwinden zu lassen. 
Jack ist der Beste auf seinem Gebiet. Nur Wenige wissen, dass es ihn gibt, und kaum einer, wie man ihn erreicht. Doch sein neuester Auftrag hat es in sich: 
Vor Jahren hat Jack einen großen Fehler begangen und einen Super-Coup, den Überfall auf eine Großbank in Kuala Lumpur, vermasselt. Dem »Jugmarker« von damals, Marcus Fairlan, ist er deshalb noch einen Gefallen schuldig. Und Marcus kontaktiert ihn nach einem gründlich misslungenen Überfall auf ein Casino in Atlantic City. Einer seiner Leute ist tot, der andere mit mehr als einer Million Dollar auf der Flucht.
Der Ghostman soll den Flüchtigen finden und die Beute sicherstellen. Doch er hat nur 48 Stunden Zeit, bevor das Geld hochgeht – und er muss feststellen, dass ihm Marcus ein entscheidendes Detail verschwiegen hat: am Tatort muss es einen dritten Schützen gegeben haben! Was wird hier gespielt? Und wird der Ghostman heil aus dieser Sache herauskommen?

Cover: Ich muss zugeben, dieses Cover hätte ich wahrscheinlich so nicht zur Hand genommen. Auf den ersten Blick wirkt es etwas wie eine Hommage an Bücher aus Sizilien =) Ein Mix aus Der Pate und Mafia. Irgendwie erinnert es mich auch ein wenig an Computerspiele, könnte also auch gut eines sein. Im Zusammenhang mit der Story und auch mit der Idee “Ghostman” passt es dann doch wieder sehr gut. Denn der Ghostman ist ja eigentlich nicht da und versucht eigentlich wirklich “schwarz” zu sein. Daher finde ich es jetzt, nachdem ich das Buch gelesen habe sehr gut gelungen.

Aufbau: Die Handlung wird in regelmäßigen Abständen durch Rückblenden unterbrochen. In diesen Rückblenden wir die Geschichte erzählt, wie Jack zu dem wurde, was er ist und vor allem auch, warum er Marcus einen Gefallen schuldig ist. Ohne diese Rückblenden fehlt manchmal die Logik hinter seinen Taten. Meiner Meinung nach wird die Story erst wirklich komplett durch die zwei Vorkommnisse – die in der Gegenwart und die in der Vergangenheit. Das Ende ist grausam. Ich muss es einfach so sagen. Die Geschichte an sich ist abgeschlossen – zumindest die aus der Vergangenheit und die aus der Gegenwart scheint es auch zu sein. Doch letztendlich ist der Schluss ein RIESEN Cliffhanger, der aber auch nur bedingt einer ist. Es ist schwer zu erklären ohne alles zu verraten. Ich könnte sagen, es endet wie eine Folge CSI, wo zum Schluss noch ein Drohbrief kommt und man eigentlich schon weiß, okay ich muss wieder einschalten. So ist es hier auch. Ich muss unbedingt weiterlesen und hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

Handlung: Ich finde den Aufbau der Story total gut. Eigentlich ist die Handlung nichts wirklich Besonderes. Der Ghostman Jack soll aufräumen und tut das auch. (Ohne jetzt zu viel zu verraten.) Aber die Art wie Roger Hobbs seine Geschichte erzählt ist mehr als außergewöhnlich. Ich hatte wirklich das Gefühl im Kino zu sitzen, und mir wird ein Film in 4D gezeigt. Ich konnte mir jedes Detail super gut vorstellen und wage zu behaupten, so wie sich der Autor es gedacht hat. Doch dazu mehr beim Punkt “Schreibstil”. Das Ende ist für mich offen und ich bin mir nicht schlüssig zu wem Jack letztendlich hält oder ob er einfach dazwischen ist. Hierfür müsste ich eigentlich Pünktchen abziehen, denn die Ereignisse laufen dann doch alle ZU glatt. Auch für einen Profi. Aber der Schreibstil macht alles wieder wett.

Charaktere: Zu den Charakteren kann ich nicht viel sagen. Denn Jack ist nicht Jack. Er ist ein Geist, der sich immer in die Person verwandelt, die ihm gerade nützlich und dienlich ist. Da kann es zu Altersschwankungen kommen, zu Typänderungen, zu Einkommensänderungen. Jack ist alles und nichts. Immer wieder stellt man sich die Frage, was ist gestellt und antrainiert und was ist er wirklich? Doch das erfährt man nicht. Die anderen Personen sind alles Nebencharaktere und eher unwichtig – aber durchaus scharf gezeichnet und klar charakterisiert. Ich finde sie sehr gelungen, mein Hauptaugenmerk liegt aber auf Jack – dem Ghostman. Er ist einfach Dreh-und-Angelpunkt der Geschichte. Einzig die FBI-Agentin Rebecca kommt ihm näher als ihm lieb ist, denn sie durchschaut ihn und weiß, an welchem Punkt sie bei ihm ansetzen muss.

Schreibstil: Das absolute Highlight dieses Buches:

“Koksrauch riecht beißend und leicht metallisch. Ich hatte oft genug mit Gangstern und Süchtigen zu tun gehabt, um diesen Geruch aus erster Hand zu kennen, doch ich hatte mich immer geweigert mitzurauchen, wenn sie mich einluden. Das hier roch ganz anders. Viel unangenehmer. (…) In der Nähe des Kofferraums schien der Geruch schlimmer zu werden. Über der linken Radkappe war Blut, und kleine, lockere, blutige Schädelknochensplitter klebten an dem Blech über dem Radkasten. Herr im Himmel. Einen Moment lang sah ich vor mir, wie Ribbons voller Panik Morenos Leiche auf den Boden fallen ließ und den Rückwärtsgang einlegte. Der Wagen war über den Kopf gerollt und hatte ihn zermalmt.”Seite 111

Ein solches Buch habe ich noch nicht gelesen. Die bildliche Sprache ist absolut Drehbuchwürdig. Man könnte glaube ich das Buch so nehmen und verfilmen. In meinem Kopf lief auf jeden Fall schon ein kompletter Film. Ich könnte weiter so aus dem ganzen Buch zitieren und mir fehlen die Worte wiederzugeben was ich gefühlt habe. Ich war wirklich absolut begeistert. Ich habe das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen können, so wie man einen spannenden Film auch nicht abschaltet wenn es gerade spannend wird.
 

Dieses Buch muss begeistern. Ein absolut grandioses Debüt. Wenn ich mir vorstelle, dass der gute Herr Hobbs jünger ist als ich und solche Bilder in meinem Kopf gemalt hat: Er verdient meinen absoluten Respekt. Ein absolutes LESEMUSS. Wer es noch nicht getan hat sollte es schnellstmöglich lesen!!!