Rezension

Keine trügerisch schöne Liebesgeschichte

Schallplattensommer -

Schallplattensommer
von Alina Bronsky

Bewertet mit 3 Sternen

Die sechzehnjährige Maserati lebt zusammen mit ihrer zeitweise senilen Oma auf dem Lande, wo sie ein Gasthaus betreiben. Maserati ist das einzige Mädchen unter 50 im Umkreis, daher wird sie oft angesprochen. Lieber hätte sie aber ihre Ruhe. Als am Anfang des Sommers eine Familie die verfallene Villa im Ort bezieht und renoviert, lernt sie den depressiven Sohn Theo kennen, der meint, Maserati auf einem alten Plattencover zu erkennen, und seinen schlagfertigen Cousin Caspar, der ihr näher kommt, als ihr lieb ist. 

Die Beschreibung auf dem Umschlag des Buches mutet sehr geheimnisvoll an, weshalb mich die Geschichte sehr angesprochen hat. Ich habe einen typischen Bronsky erwartet, deren Romane meist prompt in die Handlung einsteigen und doch eher Alltägliches darstellen. Das ist hier so gar nicht der Fall. Schon der Name Maserati deutet darauf hin, dass die Protagonistin kein normales Mädchen ist. Sie wirkt in der Geschichte in sich gekehrt und unnahbar. Klar ist nur, dass in ihrer Vergangenheit so einiges schief gelaufen zu sein scheint. Im Gasthaus ihrer senilen Oma schuftet sie ohne Pause und hat die Schule nach der 10. Klasse abgehakt, obwohl sie sehr intelligent ist. 

Auch die Charaktere Theo und Caspar sind für mich irgendwie befremdlich und passen so gar nicht ins Dorf oder zu Maserati. Sehr nervig ist zum Beispiel, dass Caspar Maserati immer mit anderen Automarkennamen anspricht. Beim ersten Mal ist es noch ganz witzig, aber andauernd dann doch zu viel. Auch die Oma, Theos Mutter und Maseratis taubstummer "Freund" Georg sind mir zu übertrieben gezeichnet. Handlung gibt es nicht viel, eine Liebesgeschichte ist für mich kaum zu erkennen, Maseratis Familie und Umfeld wirken für mich konstruiert und von der schönen Sommerlektüre bleibt nur eine für meine Lebenswelt ziemlich belanglose Story. Einzig der Schreibstil, der eine tolle Sommeratmosphäre erzeugt, ist mir sehr positiv aufgefallen. Das ist mir aber von einer Alina Bronsky definitiv zu wenig.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht.