Rezension

Jeder Schritt begleitet von Trauer

Bären füttern verboten - Rachel Elliott

Bären füttern verboten
von Rachel Elliott

Bewertet mit 4 Sternen

 Wir begegnen hier Sidney, die sehr jung ihre Mutter Ila verlor - inzwischen ist sie Mitte vierzig und denkt immer noch an sie. Nein, es ist mehr: sie begleitet sie auf Schritt und tritt, ebenso wie ihren Vater Howard: auch er hat Ila nie vergessen und kann nicht ohne sie sein. Niemals.

Deswegen fällt es ihnen schwer,andere Menschen in ihr Leben zu lassen. Obwohl Sidney sogar eine Lebensgefährtin hat, nämlich Ruth - aber auch vor ihr muss sie immer wieder davonlaufen, auch wenn sie nichts mehr fürchtet, als dass Ruth sie verlässt. Auch, dass Ruth sich mit ihrem Vater so gut versteht, ist ihr nicht ganz geheuer.

Und nun steht Sidney auf einem Dach in dem Badeort St. Ives, in dem damals ihre Mutter verstarb. Will sie springen? Will sie ihr Leben beenden.

Jedenfalls landet sie im Krankenhaus und Ruth und Howard sozusagen in den Armen einer anderen Familie, nämlich der von Maria und Belle, die mit dem ruppigen Ehemann und Vater Jon in St.Ives leben und den zweiten, den parallelen Erzählstrang bilden.

Auch Maria lebt mit Trauer. Irgendwann vermengen sie die Schicksale beider Familien und sie sehen einander - nicht nur die Trauer, sondern auch die Gefühle: die Sehnsüchte, Träume und Bedürfnisse dahinter.

Ein Buch, das mich langsam erobert hat, Schritt für Schritt. Ein Buch, in dem ich immer wieder zu Vergangenem zurückkehren musste, um Neues zu begreifen. Ein Buch, mit dem ich haderte, nichts anfangen konnte und das mir später doch so nahe war wie nicht viele. Ein ganz besonderer Roman in vielerlei Hinsicht. Einer, den es schwer fällt, zu begreifen, aber ebenso schwer, zu vergessen. Kein Buch für jede Leserin und jeden Leser, aber ein besonderes Buch für besondere Rezipienten!