Rezension

Ist es denkbar, dass ein ehemaliger US-Präsident auf der Anklagebank sitzt?

Der Fall des Präsidenten
von Marc Elsberg

Bewertet mit 3 Sternen

interessante Idee, die Umsetzung hat mich aber nicht ganz überzeugt

Ich lese  Politthriller grundsätzlich sehr gerne, weil da die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion oft fließend sind und deshalb hat mich dieses Buch auch gleich angesprochen.  Einen  ehemaligen  US-Präsidenten auf die  Anklagebank in Den Haag zu setzen ist eine interessante Idee.  

Zur Handlung:  Die Hauptprotagonistin   Dana Marin ist Juristin und arbeitet für den Internationalen Gerichtshof ( ICC)  in Den Haag. Als Kleinkind hat sie den Krieg und die Belagerung in Sarajevo miterlebt und später als Kriegsflüchtling mit ihrer Mutter ein neues Leben in Deutschland begonnen.  Dieser persönliche Hintergrund hat gut zur Gesamthandlung gepasst.  Mit der Verhaftung des  ehemaligen US-Präsidenten Douglas Turner am Flughafen in Athen wird ein schwieriger  und sehr umstrittener Prozess begonnen.  Das Gericht in Athen, muss die Rechtmäßigkeit der Verhaftung prüfen und entscheiden, ob der Ex-Präsident nach Den Haag ausgeliefert werden soll.   Ihm wird zulasten gelegt, den Tod von Zivilisten in Afghanistan billigend in kauf genommen zu haben.  Durch die  Ereignisse in Afghanistan ( Stand Sept. 2021)  bekommt der Inhalt des Buches noch eine spezielle  Aktualität.    

Die ersten 100 Seiten waren für mich sehr mühsam und stellenweise habe ich echt überlegt, das Buch abzubrechen.   Nach diesem zähen Einstieg ging es aber im Mittelteil für mich flott weiter.  Die Thematisierung von Whistleblowern, der Macht von Social-Media und der damit verbundenen  Möglichkeit zu jeder Zeit einen livestream zu machen und die Erwähnung von der Deep-Fake Technik fand ich gut gemacht und in der Handlung passend.   Das Ende hat mich enttäuscht.  Der Autor hat auf den letzten 100 Seiten die Geschichte in einem Action-Showdown enden lassen, in dem er den Ex-Präsidenten in eine sehr verstörende Situation gebracht hat.  Das war für mich unnötig und hätte viel eleganter gelöst werden können. 

Dass der Autor seine persönliche Abneigung  gegenüber dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump literarisch verarbeitet ist  für mich grundsätzlich  kein Problem. Es  hat aber  für mich gerade am Ende den Geschmack einer persönlichen Abrechnung gehabt.