Rezension

Ich komme mir vor wie ein Stern im Weltall

Wie das Licht von einem erloschenen Stern - Nicole Boyle Rodtnes

Wie das Licht von einem erloschenen Stern
von Nicole Boyle Rodtnes

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses knapp 250 seitige Buch von der dänischen Autorin Nicole Boyle Rødtnes hat mich sehr beeindruckt. Es erzählt von der 17-jährigen Vega, die bei einem Sommerfest ihrer Abschlussklasse stürzt und in den Pool fällt. Sie schlägt hart mit dem Kopf auf und ertrinkt deswegen. Sie kann gerettet werden, doch als sie im Krankenhaus aufwacht wird klar, dass nie mehr etwas so sein wird wie vor dem Unfall. Sie hat eine Schädelverletzung durch den Aufprall erlitten, bei dem ihr Gehirn geschädigt wurde. Sie leidet unter Aphasie und kann weder sprechen, lesen oder schreiben. Dieser Schock über ihren Zustand und die verlorene Fähigkeit sich zu äußern, macht Vega wütend und einsam. Sie kann sich nur mässig für das wöchentliche Sprachtraining begeistern, da sie selbst nach Monaten noch zu einsilbig und unbeholfen ist.

Selbst mit ihrer besten Freundin Ida hält sie nur mit Mühe und Not eine Stunde zusammen aus, so mühsam ist der Austausch für sie. Ihr Freund Johan besucht sie auch nicht mehr so häufig und die Leidenschaft zwischen den beiden erlischt auch langsam.

Zu allem Überfluss hat Vega auch noch Alpträume zu ihrem Sturz in den Pool oder lichtet sich etwa der Nebel und sie kann sich nur langsam an das Geschehene erinnern?

Das einzig Gute ist die Begegnung mit Theo in einem Workshop, an den ihre Mutter sie zwingt. Hier soll sie mit gleichaltrigen Aphasie Erkrankten ein Netzwerk aufbauen. Einerseits kommt sie hier zu der Erkenntnis, dass es sie noch schlimmer hätte treffen können und anderseits gewinnt sie einen Freund in ihrem Leben, der sie wirklich versteht. Ihre eigens gewählte Isolation, aus Angst, Wut, Frust und Missverständnissen durchbricht Theo ganz einfach. Ihm gegenüber braucht sie sich weder zu verstecken oder zu schämen, denn er hat sie gleichen Hürden zu nehmen wie Vega selbst und das verbindet ungemein.

Wie geht es weiter für Vega? Und wieso meldet sich weder Ida noch Johan bei ihr, seitdem sie auf Klassenfahrt nach Berlin sind? Und warum träumt sie immer wieder von diesem Pfauenfedern?

Dieses Jugendbuch hat mir das Thema Aphasie sehr eindrücklich und emotional näher gebracht. Die Autorin beschreibt Vegas Probleme mit dieser Krankheit unheimlich authentisch, so das man die Emotionen und Probleme nachvollziehen kann, selbst als Aussenstehender. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig und ausdrucksstark. Mir hat diese Geschichte wirklich gut gefallen und zum Nachdenken angeregt.