Rezension

Ich hätte gerne "die Wunder" gefunden, aber dieser Roman blieb mir fern.

Die Wunder
von Elena Medel

Bewertet mit 2 Sternen

Manche Bücher machen es mir nicht leicht, so auch "Die Wunder" von Elena Medel. Es ist ein feministischer Roman über zwei Frauen verschiedener Generationen, die zwar miteinander verwandt, sich aber nie begegnet sind. In zwei Handlungssträngen porträtiert Medel das Leben von Menschen der Arbeiterklasse - der eine spielt Ende der 60er Jahre und der andere in unserer heutigen Zeit - Herausforderungen eines Umzugs aus der ruhigen Provinz in die Großstadt Madrid, die Unabhängigkeit und der harte Kampf ums Überleben aus zwei verschiedenen Perspektiven/Zeiten/Generationen werden thematisiert. Beide Frauen Maria, sowie ihre Enkelin Alicia stranden mittellos in Madrid, beide versuchen ihren Weg zu gehen; lassen alles zurück. Maria müht sich als Kindermädchen und Hausangestellte, schickt fast ihr ganzes Geld ihrer Familie, die sich um ihre zurückgelassene Tochter Carmen kümmert. Und darin liegt dann auch fast schon die ganze Tragödie dieser Geschichte...

"Carmen weiß nicht, wer ich bin, und ich könnte sie nicht beschreiben. Wenn mich jemand nach ihrem Gesicht fragt, nach ihrem Verhalten, dann erzähle ich, was das Bild auf meinem Nachttisch zeigt. Meine Tochter bewegt sich nicht, sagt nichts zu mir, weiß nicht, wer ich bin. Sie ist gefangen in einem Foto."

Obwohl dieser Roman nicht nur dieses bewegende Drama, sondern auch thematisch sehr viel zu bieten hat, gar nicht uninteressant ist, so war ich doch recht schnell erschöpft. Dieses Springen zwischen den Zeiten, lange ausgeschmückte Bilder, das häufige nicht wissen wer nun wo und was und überhaupt hat mir sehr schnell die Freude daran genommen. Einzelne, wirklich tiefgründig emotionale Gedankengänge habe ich gefunden und doch konnte ich beiden Protagonistinnen durch diese Überforderung gar nicht wirklich nahe kommen. So habe ich dieses Buch dann auch recht schnell wieder zur Seite gelegt und bleibe mit recht gemischten Gefühlen zurück. Einmal bin ich irgendwie enttäuscht, dass der Aufbau mich hinderte komplett in diese Geschichte einzutauchen, diese Sprünge nervten ungemein und doch machen gerade sie dieses Spiel zwischen Nähe und Distanz, damals und heute fast schon wieder interessant.
Ich würde auf jeden Fall raten, zuerst anzulesen und zu gucken, ob dieser Text was mit einem macht und ob er einen erreichen kann, wenn es nicht sofort zündet... es bleibt so, da können die Themenwelten noch so gut sein, die Sprünge sind einfach zu irritierend.