Rezension

Ich habe mich lange schwergetan - kurz vor Schluss hat es mich aber doch gekriegt

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
von Kerstin Gier

Bewertet mit 3.5 Sternen

Achtung: Band 1 einer Reihe mit Cliffhanger!

 

Quinn ist eigentlich ein normaler Jugendlicher. Er ist beliebt, sportlich und mag sein Leben. Doch dann taucht ein blauhaariges Mädchen auf und plötzlich ist nichts mehr normal. Übernatürliche Wesen sind hinter Quinn her und beinahe stirbt er dabei. Er liegt eine ganze Weile im Koma und muss sich langsam ins Leben zurückkämpfen, inklusive Rollstuhl. 

Mathilda stammt aus einer sehr religiösen und strengen Familie. Mathilda ist allerdings das schwarze Schaf der Familie, sie möchte nämlich ein normaleres Leben leben und da ihr das nicht vergönnt sein soll, muss sie andere Wege finden. Durch einen Zufall ist es Mathilda, die in die Sache rund um Quinn hineingezogen wird, obwohl er sie doch eigentlich gar nicht leiden kann – sie ist „Grübchenface“, die er regelmäßig mit ihrer schrecklichen Cousine Luise verwechselt. Aber wenn man niemand anderes hat, mit dem man offen reden kann, dann eben Grübchenface.

 

 

Ich muss ehrlich sagen, ich hatte anfangs echt meine Probleme mit dem Buch. Ich habe nicht so recht hineingefunden. Ich habe etwas anderes erwartet. 

 

Quinn war mir nicht sympathisch. Locker zweidrittel des Buches hat er mich tierisch aufgeregt mit seiner Verachtung für Mathilda. Er war unerträglich arrogant und es hat mir zu lang gedauert, bis er ein anderes Gesicht gezeigt hat. Er hat sich ja auch immer geweigert, sie bei ihrem Namen zu nennen, sondern immer nur „Grübchenface“, auch in seinen Gedanken.

 

Mathilda tat mir einfach nur leid. Sie ist so lieb und seit Jahren in Quinn verknallt und alles was sie von ihm bekommt ist Spott und Gemeinheiten. Dann ist da auch noch ihre Familie, die bis auf ihre Cousine Julie ein absoluter Albtraum ist. Ich glaube, ich wäre da längst verrückt geworden. Sie respektieren Mathilda kein Stück, sie sehen in ihr nicht mal ein Individuum. Sie soll einfach funktionieren, sich nicht beschweren und einfach tun, was man ihr sagt. Was sie will, ist absolut egal. 

 

Man erfährt erst sehr spät ganz, ganz langsam worum es geht. Mir war das zu spät. Mich hat das alles extrem verwirrt und es ist mir schwergefallen dranzubleiben. Ich fand es interessant, aber es hat mir einfach zu lange gedauert, bis man nicht mehr nur geschwommen ist. 

Quinn hat sich erst spät entwickelt, aber dann wurde er mir sympathisch. Mathilda hat sich auch entwickelt – sie wächst über sich hinaus und es tut mir in der Seele weh, dass sie von ihrer Familie immer so unterdrückt wird. Da kommt diese Hilflosigkeit und Machtlosigkeit so gut rüber, die man als Teenager empfindet, wenn man einfach anders ist, als der Rest der Familie, aber keinerlei Rechte hat und sich niemand die Mühe macht, einem entgegen zu kommen, stattdessen wird man unterdrückt und gezwungen sich unterzuordnen. Wie gesagt: an Mathildas Stelle wäre ich längst verrückt geworden.

 

 

Fazit: Ich habe mich mit dem Buch echt schwergetan. Es ist so lange so undurchsichtig und ich habe lange gebraucht, um mit Quinn warm zu werden. Als ich es aber wurde, mochte ich ihn dann doch. Mein Liebling ist aber aktuell immer noch Mathilda. Ich bin gespannt, ob sich das noch ändern wird. 

 

Insgesamt hat mir das Buch letztlich dann doch noch gut gefallen, obwohl ich so einen schwierigen Start damit hatte. Von mir bekommt es 3,5 Sterne.