Rezension

Humorvoll, spannend und atmosphärisch!

Code Black - Kat Carlton

Code Black
von Kat Carlton

Bewertet mit 4 Sternen

"Kari, ich bin... nicht der, für den du mich hälst."
Ich ziehe die Brauen hoch. "Nicht?"
Er schüttelt den Kopf.
"Du meinst, du bist eigentlich ein netter Kerl, ohne einen Funken von Überheblichkeit, der auch niemals wild in der Gegend rumflirtet?"
["Code Black" // Kat Carlton // S. 184ff.]

Erster Satz:
Kannst du auf dem Heimweg Milch holen?

Inhalt:
Der harmlose Satz "Kannst du auf dem Heimweg Milch holen?" ist keine Frage, die Eltern nicht stellen würden, doch für die sechzehnjährige Karina bedeutet sie etwas völlig anderes: 1. Verlasse sofort deinen Aufenthaltsort. 2. Nimm keinesfalls Kontakt zu uns auf. 3. Renne um dein Leben. Denn Karis Eltern sind Agenten bei der CIA und sind selten zu Hause, weswegen sie ihre Kinder für einen möglichen Ernstfall bestens vorbereitet haben. Als Kari eines Tages in der Schule eine Nachricht mit ebendiesem Satz hört, taucht sie mit ihrem Bruder Charlie unter, doch dieses Mal stimmt etwas ganz und gar nicht. Nicht genug, dass ihre Eltern nicht an dem vereinbarten Treffpunkt erscheinen, hinzu kommt die Tatsache, dass Kari und Charlie plötzlich von der CIA verfolgt werden. Gemeinsam mit ihren Freunden versucht Kari herauszufinden, wo ihre Eltern sind und findet sich bald in einem Netz aus Intrigen und Lügen wieder, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen...

Schreibstil:
Kat Carlton schreibt nicht nur ziemlich simpel und jugendlich, sondern beweist noch dazu eine sehr derbe und ungeschönte Art zu schreiben. Was anfangs ein wenig hölzern wirkt, entpuppt sich mit der Zeit als ein humorvoller, spritziger und vor allen Dingen ehrlicher Stil, der einem stellenweise das ein oder andere Schmunzeln entlockt. Man darf nicht zimperlich sein, wenn es um "Code Black" geht, denn wer Schimpfwörter und Andeutungen nicht verträgt, wird hier definitiv keinen Spaß haben. Man muss sich schon auf den Stil einlassen, aber sobald das der Fall ist, macht "Code Black" wirklich wahnsinnig viel Spaß und ist noch dazu atmosphärisch dicht und spannend - perfekt für ein kurzes Lesevergnügen!

Meine Meinung:
Bevor ich beginne die üblichen Dinge aufzuzählen, warum man dieses Buch lesen sollte oder eben auch nicht, schon einmal einige Faktoren, warum man es sich überhaupt einmal ansehen sollte:

1. Das Buch ist komplett schwarz und der Titel steht mit glänzender schwarzer Schrift auf dem Buchdeckel, sodass man ihn nicht direkt sieht - je nach Lichteinfall!
2. Dieses Buch hat einen pinkfarbenen Buchschnitt. Pink!
3. Es geht um Agenten!

Wenn ihr jetzt noch nicht überzeugt seid - obwohl meine Argumente eigentlich ziemlich überzeugend sind - möchte ich natürlich noch ein bisschen mehr verraten, denn selbst wenn Agenten und pinkfarbene Buchschnitte nicht ziehen, hat die Geschichte um Kari und co. einiges an Achtion und Spaß zu bieten und das sage ich, obwohl mich das Buch nicht hundertprozentig überzeugen konnte. Tatsächlich war ich zu Beginn der Lektüre etwas irritiert - liest sich diese erst so locker anmutende Spionagegeschichte doch ein wenig derber, als ich es erwartet hätte. Aber genau das macht auch ihren Charme aus, denn hier ist definitiv nichts perfekt: da lächelt Protagonistin Kari schon einmal mit schokoladenverschmierten Zähnen, Dinge entwickeln sich ganz anders, als man es für möglich gehalten hätte und sowieso weicht "Code Black" stellenweise ganz schön von dem ab, was man eigentlich dachte, schon auf den ersten Seiten voraussagen zu können!

Bei Spionage und Agenten denke ich eigentlich als erstes an Ally Carter und ihre Bücher und ich muss sagen, auch Kat Carlton ist nicht weit von diesem Schema entfernt (ich habe sowieso überlegt, ob Kat Carlton nicht vielleicht ein Pseudonym für Ally Carter sein könnte? Aber andererseits, wozu?). Humor meets Action meets Freundschaft meets Intrigen meets Liebe meets verrückte Geschichte - das passt! Und es macht unheimlich viel Spaß, Kari und ihre Freunde (und teilweise auch eher Feinde) dabei zu beobachten, wie sie versuchen hinter die Rätsel und Geheimnisse kommen und dabei das ein oder andere Mal in ganz schön witzige und verzwickte Situationen gelangen. Einziger Schandfleck ist da wohl die Tatsache, dass es beim Beobachten bleibt, denn auch wenn ich sehr mitgerissen wurde, so hatte ich doch nie das Gefühl, IN der Geschichte zu sein und quasi mit den Figuren zu agieren, was stellenweise doch ein wenig schade war.

"Mentalnotiz: Einen Jungen zu manipulieren, damit er seinen Vater hintergeht, ist NICHT der beste Weg zu seinem Herzen."
[S. 179]

Und das obwohl man sich bei diesen liebenswerten Figuren doch eigentlich nur verlieben kann, denn fast jeder Charakter aus "Code Black" war irgendwie charismatisch, auch wenn es einige Klischees gab, die dem Ganzen aber doch irgendwie noch eine gewisse ironische Note verpasst haben. Allen voran ist Kari sogar noch am uninteressantesten, denn auch, wenn sie eine sympathische Figur ist, mit der man definitiv leidet und liebt, so wirkt sie neben einigen anderen Charakteren dann doch ein wenig blass. Charlie beispielsweise, ihr kleiner Bruder, konnte mich schon auf den ersten Seiten für sich gewinnen, hinzu kommt die beste Freundin Rita, die eine Hackerin ist und Karis Schwarm Luke mit der fiesen Schwester, die gerne Designerklamotten klaut. Es ist einfach schön die Figuren in jedem Kapitel neu zu entdecken, aber auch ihre Macken immer wiederzufinden. Durch dieses Muster entstehen auch einige Running Gags, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen.

Spannend und durcheinander präsentiert sich der Plot, denn hier ist wirklich alles ganz anders, als man denkt und man ist sich bis zum Ende nicht sicher, wer die Fäden in der Hand hält, obwohl es einige Dinge gab, die 'geschulten' Lesern sicherlich direkt ins Auge stechen. Große Überraschungen gibt es daher eher in minimalisierter Form und vor allen Dingen sind es eher welche, die noch nicht gelöst worden sind - schließlich ist "Code Black" nur der Auftakt einer Reihe (auf die ich mich weiterhin sehr freue!). Neben Freundschaft, Liebe, Familie, Lügen und Intrigen gab es aber auch Kleinigkeiten, die nicht immer ganz sauber waren, was aber tatsächlich im Gesamtbild nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Viel mehr hoffe ich auf den Folgeband und bin wahnsinnig gespannt, wie es mit Kari und ihrem Leben weitergehen wird.

Fazit:
Du magst Pink, Schwarz und Agenten? Nein? Egal, das Buch musst du trotzdem lesen, wenn du eine spannende Spionagegeschichte lesen willst, die locker (stellenweise beinahe schon zu locker) geschrieben ist und eine Menge Action und Humor bietet. Mit charismatischen, wie sympathischen Figuren erzählt Kat Carlton eine temporeiche Geschichte, die einige Wendungen bereithält, wenn auch in einem relativ vorhersehbaren Rahmen. Dennoch bringt "Code Black" vor allen Dingen eins: Eine Menge Unterhaltung und Spaß - hatte ich schon den pinkfarbenen Buchschnitt erwähnt? Empfehlenswert für alle, die die Bücher von Ally Carter mögen und gerne eine lockere Geschichte lesen wollen, bei der sie miträtseln und bangen können - Lesen!