Rezension

Hölle oder Paradies?

Zum Paradies
von Hanya Yanagihara

Bewertet mit 4.5 Sternen

ein fulminanter Roman, auf den man sich einlassen muss

Drei Jahrhunderte, drei Menschenleben, ein Stadthaus am Washington Square. Hanya Yanagihara entwirft in ihrem neuen Roman ein Amerika von 1893, das nicht den Geschichtsbüchern entspricht. Ein wohlhabender junger Mann folgt einem charmanten, mittellosen Musiklehrer – ins Paradies? 1993: Wieder ein junger Mann, der sein Leben mit einem älteren teilt, dem er seine Kindheit und das Schicksal seines Vaters verschweigt. Letzterer versucht, aus- und aufzubrechen – ins Paradies? Wieder 100 Jahre später versucht die Enkelin eines mächtigen Wissenschaftlers, ihr Leben ohne ihn, dafür mit einem Ehemann zu bewältigen und hinter das Geheimnis ihres Mannes zu kommen. 2093 wird die Welt in und um New York von Seuchen heimgesucht und deshalb autoritär kontrolliert. Auch Charlie bricht auf – ins Paradies?

Hanya Yanagiharas neuer Roman „Zum Paradies“ ist anders als nach „Ein wenig Leben“ erwartet, in meinen Augen jedoch ein ebenbürtiges Meisterwerk. Es ist keineswegs eine leichte Lektüre, sondern erfordert viel Konzentration und Aufmerksamkeit, was sich durchaus lohnt.

Die Autorin schreibt über Familie, Rassismus, Klassenunterschiede, Liebe, Angst, Vertrauen, Verlust und der Hoffnung. Sie nimmt sich Zeit, die Geschichte und ihre vielschichtigen Charaktere sich entwickeln zu lassen.

Fazit: ein fulminanter und wichtiger Roman, auf den man sich einlassen muss