Rezension

Herausragendes Thriller-Debüt!

Ausweglos
von Henri Faber

Bewertet mit 5 Sternen

Der „Ringfinger-Mörder“ ist zurück! Diese erschreckende Erkenntnis überkommt Kommissar Elias Blom sofort, als er an einen Tatort gerufen wird, an dem er das Vorgehen des Serienkillers sofort wiedererkennt. Dieser hat vor Jahren bereits zwei Frauen in Hamburg auf entsetzliche Art und Weise getötet und entstellt, danach war jahrelang Ruhe. Der fehlende Fahndungserfolg hat Elias und seinen damaligen Partner die Karriere in der Mordmission gekostet und lässt Elias auch heute noch nicht ruhig schlafen. Umso entschlossener ist er, dem Mörder diesmal das Handwerk zu legen, vor allem, weil sich dieser Mord stark von den vorherigen unterscheidet: Es gibt einen Zeugen! Noah ist der Nachbar der Getöteten und wurde gezwungen, den Mörder zu seinem Opfer zu bringen. Doch je tiefer Elias in den Fall eintaucht, umso mehr Ungereimtheiten fallen ihm auf.  Was verbergen Noah und seine Frau Linda vor der Polizei? Und vor allem: Warum?
„Ausweglos“ ist das Thriller-Debüt des jungen Autors Henri Faber. Das Cover ist schlicht in Schwarz-weiß gehalten und besticht durch den eingeprägten Fingerabdruck, der gemeinsam mit dem Titel die gesamte Vorderseite des Buches einnimmt. In der hinteren Klappe erzählt der Autor kurz, wie es zur Grund-Idee seines Buches kam und sofort stellen sich dem Leser ob so viel Alltags-Realität die Nackenhaare auf. Ein tolles optisches Setting für einen Thriller!
Und auch das Buch selbst ist absolut überzeugend! Henri Fabers Schreibstil ist genial, er schafft es trotz des Umfangs von fast 500 Seiten die Spannung permanent hoch zu halten und mich immer neugieriger auf die Auflösung zu machen. Gut gefallen haben mir die zahlreichen, sich abwechselnden Erzählperspektiven. Als Leser ist man somit sehr nah an den Personen und Ereignissen dran und kann vieles gut nachvollziehen. Besonders spannend empfand ich die Kapitel aus Sicht des Mörders. All diese Perspektiven aus „Ich-Form“ sind intelligent und geschickt miteinander verwoben, manchmal hat sich erst nach den ersten Sätzen ergeben, aus wessen Sicht gerade berichtet wird – ich musste somit permanent mitdenken und blieb voll im Geschehen. Ein tolles Stilmittel war die Kombination bis Vermengung dreier Perspektiven an einer Stelle des Buches – so hat der Autor auf kunstvolle Art und Weise verdeutlicht, dass es drei Personen gerade sehr ähnlich ergeht – das war klasse umgesetzt! Insgesamt war das Tempo hoch und die eher kurzen Kapitel haben noch dazu beigetragen, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte.
Des Weiteren ist dem Autor meisterhaft gelungen, zu Beginn für viel Verwirrung zu stiften und erst nach und nach alle offenen Handlungsstränge schlüssig zusammenzuführen. Es gab so viele überraschende Wendungen, dunkle Geheimnisse und schockierenden Enthüllungen, dass ich einige Seiten doppelt lesen musste. Auch wird der Leser selbst an der ein oder anderen Stelle dazu angeregt, darüber nachzudenken, wie er oder sie wohl in einer ähnlichen Situation reagiert hätte – die eigenen moralischen Einstellungen werden in Frage gestellt. Am Ende dann haben sämtliche Handlungsstränge und Ereignisse einen Sinn ergeben, da die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite extrem clever durchkonzipiert war. Insbesondere die Auflösung der Sicht des Täters und den großen Showdown fand ich genial!
Insgesamt hat das Buch einen großen Eindruck auf mich gemacht, ich musste permanent mitdenken und konnte mich gut in die Emotionen der Protagonisten hineinfühlen. Die zahlreichen unvorhergesehenen Überraschungen haben für Hochspannung pur gesorgt. Ein Pageturner, an den ich mich sicher noch lange erinnern werde – für mich ein Thriller-Highlight dieses Jahres! Was für ein herausragendes Debüt, ich hoffe bald noch mehr von diesem begabten jungen Autoren lesen zu dürfen!