Rezension

Hat was

Drei Kameradinnen -

Drei Kameradinnen
von Shida Bazyar

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch hat viel: Spannung, neue Perspektiven und eine Botschaft. Das macht es besonders. Damit fällt es auf. Das macht es lesenswert.

Das Buch fällt auf. Mit seinem Cover, zu dem ich mir nicht recht eine Meinung bilden kann. Die Symbolik ist klar, aber bei der Umsetzung schwanke ich zwischen Nicht-so-meins und Hat-was.

Hat-was trifft auf das gesamte Buch zu. Das Buch hat nämlich sehr viel: einen ungewöhnlichen Erzählstil, der durch die Zeit mäandert und immer wieder die unsichtbare Barriere zwischen Leser und Erzähltem durchbricht. Das ist ungewöhnlich, aber nötig, da die Geschichte auch etwas zu sagen hat.

Es geht um Rassismus, Flüchtlinge, Migration. Begriffe, die wir alle nur mit Samthandschuhen anfassen und auch nur, wenn es wirklich nötig ist. Und wenn wir sie anfassen, dann häufig falsch – das ist eine der Botschaften, die das Buch übermitteln will – so habe ich es verstanden. Das Buch wehrt sich gegen die üblichen Gedanken und Meinung zu diesen Themen und stellt sich mit einer ganz eigenen Sichtweise dagegen. Drängt dem Leser seine Erlebnisse und Eindrücke zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeiten auf, tadelt ihn für seine Engstirnigkeit und nimmt ihn gleichzeitig für seine Unwissenheit in Schutz. Es ist schwer zu erklären, weil ich als Nicht-Migrant eben keine Ahnung davon habe – das hat mir das Buch von Anfang an klar gemacht und recht damit.

Deswegen weiß ich nicht, ob dieses Buch etwas verändern kann. Es ist wohl so, dass es nicht einfach ist und sich niemand in eine Schublade packen lassen kann und will. Das macht mir ein durchdringendes Verständnis schwer. Doch immerhin hat es mir einen Einblick gewährt in eine Welt, die mir unbekannt und teilweise unverständlich ist. Ich konnte mich hinein fühlen und Überlegungen nachvollziehen, die mir bis dato noch nie gekommen sind. Das macht das Buch besonders und damit fällt es auf.

Die Handlung scheint da schon fast nebensächlich. Die Autorin wandert von einem Erlebnis zum nächsten und verbindet sie zu einem Bild, das Migration und Rassismus aus Sicht der Betroffenen erklärt. Die Handlung muss dafür öfter einmal Pause machen – dadurch wird die Geschichte stellenweise zäh. Ich möchte sie antreiben und fragen wie es denn nun eigentlich weitergeht. Denn die Rahmenhandlung ist wirklich spannend: Eine der drei Frauen, deren Geschichte die Autorin erzählt, hat einen Anschlag verübt – scheinbar aus islamistischen Motiven – und sitzt nun im Gefängnis. Als Leser will ich immer wissen, was nun aus ihr wird. Und noch mehr, ich will wissen, wie es dazu kam. Denn die Handlung passt nicht ins Bild, das die Autorin sonst zeigt – zumindest nicht bis sie es dem Leser mal wieder erklären muss. Und damit führt auch der Handlungsbogen wieder zu den gesellschaftlichen und politischen Überlegungen zurück.

Das Buch hat also was: Spannung, neue Perspektiven und eine Botschaft. Das macht es besonders. Damit fällt es auf. Das macht es lesenswert.