Rezension

Hat mir gefallen

Der Geschmack von Apfelkernen - Katharina Hagena

Der Geschmack von Apfelkernen
von Katharina Hagena

Bewertet mit 3 Sternen

Als ich dieses Buch vor einigen Monaten erworben habe, hatte ich so gar keine Erwartungen an “Der Geschmack von Apfelkernen”. Ehrlich gesagt habe ich mir noch nicht einmal die Kurzbeschreibung durchgelesen und somit war dieses Buch tatsächlich ein kleines Abenteuer für mich. Ich werde solche Experimente sicherlich nicht häufig machen, allerdings muss ich sagen, dass sich dieses Buch sehr gelohnt hat.

Katharina Hagena hat einen unglaublich schönen Schreibstil. “Der Geschmack von Apfelkernen” liest sich sehr flüssig, eindringlich, Gedanken und Gefühle werden authentisch dargestellt und sämtliche Ortschaften und Personen werden so detailliert beschrieben, sodass es mir sehr schwer fiel, das Buch überhaupt aus den Händen zu nehmen. Zugegeben, die ersten Seiten waren noch recht langatmig und an manchen Stellen auch ziemlich fad, aber je mehr ich mich auf die Geschichte eingelassen habe, desto mehr wurde ich von den Charakteren und den Ortschaften fasziniert. Vor allem das Land rund um den Haus wird so intensiv beschrieben, sodass ich schnell das Gefühl hatte, selbst vor Ort zu sein, stellenweise bildet man sich sogar ein, dass man das Obst, die Blumen und die Felder sogar riechen kann.

Iris hat mir als Protagonistin unglaublich gut gefallen und sie war mir direkt sympathisch. Ihre Familiengeschichte und die Art und Weise, wie sie damit umgeht, wie sie denkt und fühlt, hat mir sehr gut gefallen und zum Nachdenken angeregt. Ihre Familiengeschichte ist aber auch sehr komplex und stellenweise hatte ich meine Probleme damit, mir sämtliche Namen und Verwandschaftsgrade zu merken, aber zum Glück konnte ich diese im Laufe der Zeit besser einordnen und auseinanderhalten. Besonders Iris Großmutter Bertha hat mich stellenweise zutiefst berührt, denn Demenz ist ein Thema, das trauriger und dramatischer nicht sein kann. Dabei werden Iris Gedanken, Erinnerungen und Gefühle besonders gut beschrieben.

Dabei geht es aber nicht immer nur darum, sich an etwas zu erinnern, sondern auch etwas zu vergessen. Dadurch wirkt die Geschichte noch authentischer und so konnte ich mich noch mehr in Iris hineinversetzen. Sie ist unglaublich authentisch, genauso wie ihre Familiengeschichte und ihre Erinnerungen. Auch wenn dieser Roman zunächst sehr melancholisch klingt, konnte mich der Roman an einigen Stellen zum Schmunzeln bringen. Natürlich gab es Momente, bei denen ich mehrfach schlucken musste, allerdings ist der Roman keineswegs nur ein Buch, bei dem auf die Tränendrüse gedrückt wird.

Das Cover hat mir leider nicht so ganz gefallen, da es recht altbacken wirkt. Allerdings passt der halbe Apfel und die Blüten relativ gut zur Handlung, aber leider konnte es meinen Geschmack nicht treffen. Die Kurzbeschreibung liest sich dagegen toll, verrät aber bereits ein bisschen zu viel. Dennoch: Toll geschrieben und animiert zum Weiterlesen.

Insgesamt hat mich “Der Geschmack von Apfelkernen” zutiefst beeindruckt zurückgelassen und ich kann es nur jedem Leser wärmstens empfehlen, denn wer dieses Buch nicht gelesen hat, hat tatsächlich etwas verpasst. Interessante Charaktere und eine tiefgründige Handlung machen dieses Buch so wertvoll. Absolute Kauf- und Leseempfehlung!

Kommentare

yvy kommentierte am 12. November 2013 um 16:20

Hi Brina,
schöne Rezi, mich hat das Buch auch beeindruckt, obwohl ich genau wie du zunächst Einfindungsprobleme hatte. Die Sprache ist so ungeheuer bildhaft und ich hatte nicht selten den Eindruck das Beschriebene schmecken und riechen zu können.
Ein kleines aber feines Buch, das ich sicher noch einmal lesen werde.

LG