Rezension

Hat mich leider nicht überzeugen können

Der Panzer des Hummers -

Der Panzer des Hummers
von Caroline Albertine Minor

Drei Geschwister, Ea, Sidsel und Niels, längst erwachsen, haben sich nicht mehr viel zu sagen. Nach dem Tod der Eltern, vielleicht sogar schon davor, haben sich ihre Lebenswege getrennt. Während es Ea nach San Francisco verschlagen hat, leben die anderen beiden weiterhin in Dänemark.

Autorin Caroline Albertine Minor hat fünf Tage im Leben der drei, ihren Familien und der Wahrsagerin Bee, die Ea aufgesucht hat, um Kontakt zur verstorbenen Mutter aufzunehmen, beschrieben. Dabei taucht der Leser tief in die alltäglichen Probleme und die Gefühlswelt der Protagonisten ein.
Einige Abschnitte sind zudem spirituel, sie handeln von Gesprächen der verstorbenen Eltern in einer Art Zwischenwelt. Zudem gibt es noch einige Randfiguren, die streiflichtartig ins Rampenlicht treten. Es wird abwechselnd ein Spotlight auf jeden der Protagonisten geworfen. Mir fehlte aber eine "Story", ein Handlungsfaden. Zwar hat die Autorin die Personen, die hier auftauchen mit Tiefe und gutem Gespür für die Gedankenspiele, Nöte und Ängste beschrieben, aber sie agieren nur am Rande untereinander, ich habe die ganze Zeit auf größere Interaktionen gewartet, die nicht kamen. Die auf dem Klappentext beschriebenen Veränderungen kann ich nur im Kleinen erkennen, ich hatte da einiges mehr erwartet. Ansonsten muss ich der Autorin zugestehen, dass sie auch bei Leser Gefühle und nachdenkliche Momente hervorrufen konnte, sei es Ekel, Mitleid oder auch Mitgefühl und an manchen Ecken auch Humor.

Es ist eine gute Studie, wie Familien sich entfremden können, wie wenig Interaktionen sie zuwege bringen und jeder auf seine ganz eigenen Art ein Dasein fristen kann. Hier scheint keiner glücklich in seinem Leben zu sein, sie vermissen "Familie", Zugehörigkeit, anderseits tun sie auch nichts für eine Änderung. An manchen Ecken sind die wie lose zusammenspielenden Einblicke in den Ablauf und Alltag der Personen verknüpft, aber nur ganz leicht und sacht, ohne Tiefe. Um den Titel des Buches mit einzuflechten, habe ich das Gefühl, dass jeder hier den Panzer der Familie abgestriffen hat, um dann zu merken, dass man sich darunter doch am wohlsten gefühlt hat. Der Roman hat mich ein wenig ratlos, aber auch ein wenig nachdenklich zurückgelassen. Aber am Ende zu wenig von allem , um mich begeistern zu können.
Dieses Buch polarisiert anscheinend - entweder begeistert es oder es wird "zerrissen"- bildet euch gerne eine eigene Meinung.
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 15. September 2021 um 08:33

Es würde mich ungemein interessieren, wen es begeistert, vielmehr aus welchen Gründen?