Rezension

Harte Schale, weicher Kern

Barbara stirbt nicht -

Barbara stirbt nicht
von Alina Bronsky

Bewertet mit 5 Sternen

Das Ehepaar Schmidt ist zusammen sehr alt geworden. Doch eines Morgens steht Barbara nicht mehr auf und ist von da an ans Bett gefesselt. Täglich geht es ihr schlechter. Walter ist ein Mann ganz alter Schule. Er hat sich sein Leben lang von vorne bis hinten von seiner Frau bedienen lassen. Nun muss er nicht nur sich selbst versorgen, sondern auch seine kranke Frau und Haus und Garten. Heillos überfordert ihn alles. Stur wiederholt er sein Mantra, dass Barbara nur essen muss, dann wird sich alles wieder einrenken. Nein, man mag Herrn Schmidt nicht. Er hat immer auf seine Frau herabgesehen, sie beherrscht und nur seine eigenen Belange in den Vordergrund gestellt. Im Zuge von Barbaras Krankheit gehen ihm die Augen auf. Nach und nach keimt sogar Bewunderung in ihm auf. Es ist schon rührend, wie er sich im hohen Alter noch verändert, bereit ist, Neues zu erlernen und sich widerwillig den Gegebenheiten anpasst.
Das Buch ist anrührend und schreiend komisch zugleich. Man möchte weinen, man möchte diesen Sturkopp manchmal schütteln und dennoch ist man überrascht, wie so ein alter Mensch noch zur Einsicht kommt.
Die Autorin hat einen ganz feinen, sensiblen Schreibstil. Sie macht sich nicht über alte Menschen lustig. Sie zeigt stattdessen, wie schnell ein Mensch mit neuen Situationen überfordert ist. Und sie zeigt, wie ein fast bösartiger Mann unter seiner stachligen Oberfläche seine Liebe entdeckt, von der er noch nie gewusst hat, dass sie überhaupt existiert.
Dieser Roman ist so ganz anders als normale Bücher. Ich bin froh, ihn gelesen zu haben und danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.