Rezension

Handlung und Ende jenseits der Klischees

Mit dir falle ich -

Mit dir falle ich
von Inka Lindberg

Bewertet mit 4 Sternen

„Mit dir falle ich“ ist der Debütroman von Inka Lindberg, erschienen im Fischerverlag. Darin geht es um Robyn, Maschinenbaustudentin in Köln, die aufgrund eines finanziellen Engpasses ein Angebot für Nachhilfestunden aushängt. Darauf meldet sich Finn, reich, gutaussehend, Bad Boy und ganz offensichtlich nicht nur an Nachhilfe interessiert. Robyn will sich aber eigentlich auf keinen Fall von ihrem Studium ablenken lassen, für das sie schon sehr hart gearbeitet hat. Eigentlich…

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich vor diesem Buch noch nie etwas von „einfachinka“ gehört habe, obwohl sie auf Youtube und Instagram insgesamt ca. 245.000 Abonnent*innen hat. Mich hat ganz einfach die Vermarktung angesprochen: „modern“ und „authentisch“ solle der Roman sein, von einer Autorin, die „mentale Gesundheit, Dating und Feminismus“ zu ihren Themen gemacht hat. Das klang einfach großartig und fast schon ein bisschen revolutionär, sodass ich einfach reinlesen musste.

Um mit Inka Lindbergs Schreibstil zurecht zu kommen, habe ich ein paar Seiten gebraucht. Zunächst kamen mir einige Worte falsch vor, haben meinen Lesefluss ins Stocken gebracht und lokale Einflüsse sind mir aufgestoßen. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich dann aber eingewöhnt und konnte mich voll auf die Geschichte konzentrieren.

Und die hat mich begeistert: Wie so häufig in Liebesromanen, denkt man nach dem ersten Zusammentreffen der Protagonisten (wenn nicht schon nach dem Lesen des Klappentexts) man wüsste ganz genau, wie sich die Geschichte entwickelt und vor allem endet. Falsch gedacht! Sowohl die Protagonisten, als auch die Handlung und das Ende des Buches waren jenseits von Klischees und lange Zeit unvorhersehbar. Das empfand ich richtig erfrischend, wie ein neuer Wind und in gewisser Weise befreiend nach vielen bekannten Plots.

Zusätzlich greift Inka Lindberg ein sehr wichtiges und leider in der Liebesliteratur unterrepräsentiertes Thema auf, auf dass ich hier leider durch die Spoilergefahr nicht genauer eingehen kann.

Womit ich leider nicht so gut zurechtgekommen bin, ist die Protagonistin Robyn, die voller Widersprüche steckt: Sie will selbst nicht für ihre Second-Hand-Klamotten gemobbt werden, verurteilt aber andere aufgrund ihrer Kleidung. Gleichzeitig bezeichnet sie sich selbst nicht als Hipster, aber „es machte eben doch einen riesigen Unterschied, ob man Vinyl oder digital hörte.“ Das Wort „Heuchlerin“ erscheint mir aufgrund der geringen Schwere und Relevanz für ihr Umfeld viel zu hart. Dennoch käme ich mit der gelebten Inkonsistenz nicht zurecht, wenn ich Robyn persönlich kennen würde, und auch beim Lesen konnte ich mich nicht mit ihr anfreunden.

Von Schreibstil und Protagonistin nicht überzeugt, aber trotzdem 4 von 5 Sterne vergeben? Ja, das geht. Ich bin begeistert, dass endlich mal ein Buch einen anderen Plot entwickelt. Endlich weiß ich nicht schon beim Kaufen, was passieren wird. „Mit dir falle ich“ ist ein Buch, was ich zum Erfrischen der Leseroutine auf jeden Fall empfehlen würde, selbst wenn es für meinen Geschmack noch Verbesserungspotenzial gibt.