Rezension

Gutes Thema, aber die Umsetzung...

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1) -

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
von Kristine Getz

Bewertet mit 3 Sternen

Poppy, ein kleines zweijähriges Mädchen verschwindet und jeder schaut zu. Warum? Sie ist das Kind einer bekannten Bloggerin, die vom Modeblog zum Mamablog wechselte und ihre Kleine immer wieder vermarktet hat. Influencerin Lotte und ihr Mann sind sehr aktiv, nehmen quasi alle Werbeverträge an und teilen einfach alles – auch den Standort der Kleinen. Mit fatalen Folgen. Kommissarin Elmer hatte einen psychischen Zusammenbruch, nimmt eigentlich Psychopharmaka und ist noch beurlaubt, doch in diesem Fall wird sie gebraucht.

Das Thema ist sehr aktuell und brisant, denn Mamablogs sind wohl noch immer en vogue und ich lese auch gerne solche Geschichten, wenngleich ich prinzipiell keinen Influencern folge oder solche Blogs unterstütze (ausgenommen solche, die auch wirklich etwas können, was mich interessiert und in denen vor allem Kinder nicht im Mittelpunkt stehen). Die Gefahren des Internets aufzuzeigen ist auf jeden Fall eine gute Sache, denn einige scheinen zu vergessen, welche Gestalten sich dort rumtreiben.

Prinzipiell war die Geschichte nicht schlecht und der Schreibstil war auch recht rund und meist angenehm zu lesen, trotzdem gab es auch Momente, die mich weniger überzeugten. Gerade Elmers Großmutter und ihr Hokuspokus war aus meiner Sicht völlig überflüssig und das hat einen faden Beigeschmack bei mir hinterlassen. Elmer selbst fand ich hingegen recht überzeugend, nicht aalglatt, nicht allwissend, mit Problemen, aber in einem vertretbaren Maß. Ich könnte mir weitere Fälle vorstellen, ganz in der Hoffnung, dass es nicht noch mehr ins „Besondere“ abdriftet.

Die Geschichte hatte deutlich mehr Potenzial und die Auflösung fand ich nahezu genial (bis auf die letzte Aktion Elmers). Die diversen Wendungen waren sehr trickreich und ich wäre darauf auch nicht gekommen, allein die Umsetzung war dann nicht so ganz überzeugend. Insgesamt hatte ich auch das Gefühl, dass die ganze Zeit eine gewisse Distanz herrschte, man als Leser nicht so richtig mitfiebern kann, vielleicht weil es gelegentlich chaotisch wirkt?! Wären die Charaktere besser und mit mehr Tiefe dargestellt worden, wäre manches realistischer gewesen, wäre der Fokus mehr auf dem verschwundenen Kind gewesen…usw. dann hätte ich volle Punktzahl vergeben. War aber nicht so – da mich das Buch dennoch unterhalten hat vergebe ich der Sterne.