Rezension

Gute Ideen, leider viel Potential verschenkt!

All about Love. .1-3 - Melina Coniglio

All about Love. .1-3
von Melina Coniglio

Bewertet mit 2.5 Sternen

„All about Love“ ist ein Young Adult Roman aus der Feder von  Autorin Melina Coniglio. Es handelt sich dabei um die überarbeitete Neuauflage der »All about love«-Dilogie, die aus ihrem Debütroman »Scherbenbilder« und der Fortsetzung „Schwerbenwelten“ besteht und nun als Sammelband mit 2 Teilen zusammengefasst ist.

Das Cover ist ein echter Hingucker: zart rosa Kirschblüten, die gut zum Ort der Handlung passen – Japan. Der Klappentext verspricht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte:
„Aiko wird an ihrer Oberschule gemobbt und gemieden. Sie schert sich jedoch nicht um die Gerüchte, die über sie kursieren – sie möchte lediglich ihr letztes Schuljahr hinter sich bringen und danach irgendwo weit weg studieren. Alles kommt jedoch ganz anders, als Aiko dem neuen Mitschüler Kai und seinem besten Freund Mamoru begegnet. Die beiden lassen ihre Ziele in weite Ferne rücken, doch am Ende muss sich Aiko entscheiden zwischen Freundschaft, Liebe und ihrer Zukunft.“

Mich haben neben dem traumhaften Cover im Klappentext die Themen Mobbing  und die angedeutete Liebesgeschichte angesprochen, sowie das ungewöhnliche Setting.  Letzteres kam für mich aber nicht wirklich zum Tragen, die Geschichte hätte nach meinem Empfinden auch an einer amerikanischen Highschool spielen können, typisch japanische Kultureinflüsse habe ich nicht entdeckt mit Ausnahme eines Besuchs des Kirschblütenfestes. Hier hatte ich mir etwas mehr Einblick in einen fremden Kulturkreis erhofft, deren Einfluss ich zumindest nicht erkannt habe.

Auch das angesprochene Thema „Mobbing“, das das Buch von den üblichen Teenagerliebesgeschichten unterscheiden würde, kam für meinen Geschmack ein wenig zu kurz. Mir ist bis zum Schluss nicht klar, durch welches Ereignis genau Aiko in die Außenseiterrolle gedrängt wurde. Die Zurückweisung eines beliebten Jungen allein kann ja wohl kaum die ganze Schule gegen sie aufgebracht haben. Genauso wenig wird klar, warum Kai als Sohn einer einflussreichen Familie in die Außenseiterrolle rutscht – durch seine Homosexualität oder durch seinen Kontakt zu Aiko?

Ebenso tat ich mich mit Aiko als Protagonistin schwer. Ich kann ihr Handeln und ihre Motive oft nur schwer nachvollziehen. Das Auf und Ab in ihrer Liebesbeziehung ging mir einfach zu oft hin und her, gerade auch in Teil zwei, als sie ihre jugendliche Sturm und Drang Phase hinter sich gelassen haben. Dieses Heranlocken und Zurückstoßen und die Liebeleien dazwischen, die Aiko selbst ungünstig findet, haben mich auf Dauer genervt.
 Mamoru ist als männlicher Protagonist ebenso problematisch. Auch er schleppt ein ganzes Bündel Probleme mit sich herum, Drogenmissbrauch scheint sein Hauptproblem zu sein. Diese Thematik wird für meinen Geschmack auch zu wenig kritisch dargestellt: man trinkt in geselliger Runde bis zum Exzess, wirft sich Pillen ein und zieht sich eine Tüte rein – das wurde teils so verharmlosend beschrieben, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Klar, Mamoru wird letztendlich geläutert, aber bis dahin wird einiges konsumiert…
Ich möchte Aikos eigentliches Problem an dieser Stelle nicht verraten. Es erfolgen im Buch immer wieder nur Andeutungen und erst in Teil 2 gegen Ende wird klar ausgesprochen, worum es sich hierbei handelt.  Zu diesem Zeitpunkt finde ich Aikos Umgang mit ihrem Problem gerade vor ihrem beruflichen Hintergrund höchst merkwürdig.

Generell tat ich mich schwer mit dem Buch, während Teil eins für mich nur etwas langatmig geraten ist mit dem ständigen Hin und Her zwischen Aiko und Mamoru, haben mich in Teil zwei die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel durcheinander gebracht. Hier tauchten dann plötzlich noch zwei männliche Nebenfiguren auf, deren Schicksal mit berichtet wurde. Soweit Kai davon betroffen ist, mag sich ja noch der Kreis schließen, wilde Mafiastories fand ich dann aber doch zu weit hergeholt.

Insgesamt fand ich es überraschend und anerkennenswert, dass die Autorin nicht nur eine banale Liebesgeschichte zwischen jungen Erwachsenen schreiben wollte,  sondern sich an verschiedene schwierige  Themen, wie Mobbing, Homosexualität, Drogenmissbrauch, herangewagt hat, aber die Umsetzung hat mir leider nicht so gut gefallen. Den tieferen Sinn der mit teils deutschen teils japanischen Titel für die Kapitel und Unterkapitel habe ich nicht verstanden.