Rezension

Graue Maus und Buchhalter

Spiegelreisende Band 1 - Die Verlobten des Winters - Christelle Dabos

Spiegelreisende Band 1 - Die Verlobten des Winters
von Christelle Dabos

Bewertet mit 3 Sternen

Warum?
Warum?
Warum nur?

Warum muss man unverschämt dieses Buch mit Harry Potter vergleichen?
Um es zu putschen?
Um Leute gleich in eine Erwartungshaltung zu versetzen?

Gleich vorneweg: Bei mir hat es den gegenteiligen Effekt ausgelöst. Ich wollte das Buch mögen, wollte ich wirklich. Aber es hat so eine dermaßene Erwartung gegeben, dass ich enttäuscht werden musste. Vielen Dank auch.
Dabei ist das Buch beileibe nicht schlecht und hätten sie es für sich stehen lassen, bekäme es 3,5 oder 4 Punkte. Aber dieser Harry-Potter-Vergleich hat es kaputtgemacht.
Wo ist die Magie, die mich mitreißt?
Ja, es gibt Magie. Die gibt es aber in vielen Büchern. Der Zauber, mich einzuspinnen, war nicht vorhanden.

Ich werde meine Meinung anhand eines Harry-Potter-Vergleichs erklären, sind ja alle so heiß auf diesen Vergleich.

In diesem Buch heißt Harry nicht Harry, sondern Ophelia und ist eine junge Erwachsene. Sie hat gefühlt Millionen Verwandte auf ihrer Arche, die sich jedoch nichts dabei denken, sie an den nächsten Todesser zu verkaufen, der gerade anklopft. Sie muss ihn heiraten - Erklärung wird nicht gegeben und gefragt wird sie natürlich auch nicht. Dazu muss sie den Buchhaltertodesser auf seine Arche begleiten. Schon auf dem Weg dahin versichert er ihr, dass sie eh nicht überleben wird.
Alles, was man ihr und ihrer Anstandstante (wozu braucht's die überhaupt?) mitteilt ist, dass man ihr nichts zu sagen braucht. Höchstens dass sie die Klappe halten sollen und niemanden trauen und niemandem verraten, wer sie sind.
Also, Harry, du bist der Auserwählte, aber weißt was? Schnauze, hinsetzen, alles gefallen lassen. Freunde kriegst du auch nicht, sind eh alles Todesser hier.

Ophelia bekommt also nichts gesagt, dafür regelmäßig aufs Maul. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Todesser sind magisch genug, um sie zu schlagen und zu quälen, ohne sich überhaupt bewegen zu müssen. Hat ein bisschen was von Tennisspielen auf der Wii, sportliche Betätigung ohne Sport.
Ophelia-Harry lässt sich auch alles gefallen und hält meistens noch die andere Wange hin. Mehr nebenbei erfährt sie, dass der Voldemorttyp (der Archegeist) was von ihr will und deshalb muss sie den Todesser heiraten. Aber wirklich drum kümmern tut sich Ophelia um das Ganze nicht. Wäre Harry wie Ophelia gewesen, hätte er es nicht mal auf den Hogwartsexpress geschafft und statt sieben Büchern hätten wir drei Kapitel bekommen und tschüs.

Was mich an dieser Art von Büchern aufregt, ist nicht nur ein sinnloser Vergleich. Sondern die Art, künstlich Konflikte zu schaffen. Ganz sicher, wenn Thorn (der Todesser) von Anfang an mit Ophelia geredet hätte, wären eigentlich fast alle Konflikte vermeidbar gewesen. Und warum überhaupt muss die arme Frau ewig lange Zeit vor der Hochzeit nach Todesser-City? Damit man auch wirklich versuchen kann, sie umzubringen? Das ist so sinnlos, dass es wehtut.

Trotzdem, ihr merkt es schon. Ich würde einem total schlechten Buch keine 3 Punkte geben. Es war gut geschrieben und man konnte richtig schön durchlesen. Vielleicht entwickelt sich die Geschichte ja auch noch und diejenigen, die für die Werbung verantwortlich sind, stellen sich dieser Verantwortung und zerstören es nicht von vornherein durch unpassende Vergleiche. Man kann es der Autorin nur wünschen.

Kommentare

lex kommentierte am 02. März 2019 um 21:34

Warum habe ich das Gefühl, dass die drei Punkte trotzdem noch hoch gegriffen sind? :-)

Klingt ja grauenvoll.

E-möbe kommentierte am 02. März 2019 um 22:36

Nein, tatsächlich sind die verdient. Wenn es nicht so unlogisch (oder besser erklärt wäre, warum die so idiotisch handeln), könnte dieses Buch tatsächlich ein ganz, ganz großer Wurf sein. Ich habe jedenfalls Hoffnung für die nächsten Bände bzw. werde ich den 2. Teil auf jeden Fall noch lesen.

Was nämlich echt gut ist: Der Buchhalter-Todesser. Mal kein Held, bei dem die Heldin schon ihr Höschen auszieht, nur weil er sie ansieht. Der wirkt manchmal echt ein bisschen Asperger, aber gerade das ist das Einzige, was mich so richtig überzeugt hat. Der Rest könnte, wenn er denn könnte. (Wenn du verstehst, was ich meine. :D)

Auf jeden Fall: Lies mal.

lex kommentierte am 03. März 2019 um 10:13

Na, mal sehen. Es klingt so durch, als müsse man mit sehr viel gutem Willen für die wenigen überzeugenden Momente an das Buch herangehen. Und ich will ich will ich will keinen Harry, der ständig von Todessern auf's Maul kriegt.

E-möbe kommentierte am 03. März 2019 um 11:51

Okay. Ein bisschen masochistisch veranlagt sollte man sein, um das Buch lieben zu können. ^^