Rezension

Grandioses berührende Story

Freak City - Kathrin Schrocke

Freak City
von Kathrin Schrocke

Mir gefiel das Cover schon vor dem Lesen des Buches, aber danach verstehe ich es auch. Und es passt einfach so gut und macht so viel Sinn.

Mika wurde von Sandra verlassen. Der flippigen, beliebten und erfolgreichen Sandra. Sie ist Frontsängerin der Schulband, bildhübsch und absolut cool. Und nach einem Jahr Beziehung macht sie einfach so Schluss, weil Mika ihr zu langweilig ist. Mika hat sein erstes Mal mit ihr gehabt und ist total verrückt nach ihr. Als er sie in der Stadt sieht folgt er ihr in ein Dunkelcafé und erfährt, was sie wirklich über ihn denkt. Überstürzt verlässt er das Café um eine Etage höher das Café Freak City zu betreten. Hier trifft Mika Lea zum ersten Mal. Lea ist gehörlos. Er findet sofort Gefallen an ihrem Aussehen und als Sandra auftaucht, ist Lea perfekt um Sandra eifersüchtig zu machen. Kurzerhand schreibt er sich vor ihren Augen in einen Kurs für Gebärdensprache ein. Weder seine Freunde noch seine Familie verstehen das. Und Mika selbst ist auch verwirrt. Lea verwirrt ihn. Sie zeigt ihm eine neue Welt und lässt ihn verstehen. Doch eigentlich hängt er doch noch an Sandra, die auch plötzlich wieder Interesse zeigt. Aber da ist auch Lea, die durch eine winzige Berührung ungeahnte Gefühle in ihm auslöst. Wen will er, Lea oder Sandra?

Ich war von Anfang an fasziniert und gefangen in diesem Buch. Es ist eindeutig ein Jugendbuch, indem es auch um die erste große Liebe geht. Hier kommen so viele Gefühle auf. Das Buch beginnt mit Zeilen des Liedes von Wir sind Helden – Nur ein Wort. Und zum ersten Mal habe ich begriffen worum es in diesem Lied wirklich geht (bitte lacht nicht). Und ich finde es wunderschön. Ich finde es toll, Mikas Weg mitgehen zu können. Ein 15-jähriger, mitten in der Pubertät, verwirrt, weiß nicht genau was er will und glaubt zunächst ganz genau zu wissen wen er will. Wenn da nicht Lea wäre und ihm die Welt der Gehörlosen näherbringt. Lea ist ein aufgewecktes, tolles Mädchen, das aber auch ihre Probleme mit der Welt hat. Aber ihre Welt hat auch etwas Besonderes. Ich finde es toll wie Mika sich engagiert. Auch wenn der Gebärdensprachkurs zunächst eine Schnapsidee von ihm war, ist er gewillt es durchzuziehen nachdem er Lea näher kennengelernt hat. Er mag sie. Wie sehr, ist ihm aber noch nicht klar.

Mir ist durch dieses Buch erst klar geworden, wie schwer es Gehörlose manchmal haben müssen. Auch ich hätte gesagt, es sei eine Behinderung. Dass diese Menschen (das klingt wieder nach Ausgrenzung, ist so aber nicht gemeint) sich jedoch total normal vorkommen, da sie auch nichts anderes kennen, ist vielen von uns nicht bewusst. Sie möchten genauso behandelt werden wie andere auch. Und ich finde es toll, was Mika hier im Buch macht. Er steht zu Lea, stellt sie seinen Freunden vor, die sich leider ziemlich daneben benehmen. Sie können mit Lea einfach nichts anfangen und sind unbeholfen, weil sie nicht wissen wie sie sich verhalten sollen.

Meine Lieblingsszene ohne zu viel verraten zu wollen:

Der Abend am See mit dem Lagerfeuer, wo Mika Lea seinen Freunden vorstellt.

Und nun möchte ich noch einmal auf das Cover zu sprechen kommen. Dort sehen wir offensichtlich verliebte Jugendliche, die tauchen. Sie schauen sich an und sind sich ganz nah. Und verstehen sich wortlos, gehörlos. Unter Wasser ist es still und es würde auch gar nichts bringen sprechen zu können. Hören würde man es sowieso nicht. Ich finde dieses Cover wunderschön, weil es genau das ausdrückt, was im Buch klargemacht werden soll. Es gibt noch andere Schnittmengen als Töne oder die gesprochene Sprache. Gefühle zum Beispiel.

Das Buch ist in meinen Augen für jedermann gedacht. Es ist voller Poesie und man kann so viel von Mika lernen. Ich liebe es.