Rezension

Gemächlicher Thriller mit Hammer-Ende

Das College -

Das College
von Ruth Ware

Mit diesem Buch wagte ich wieder einen Ausflug ins wenig besuchte Thriller-Genre, wobei mich als England-Fan der Tatort eines Oxforder Colleges entscheidend beeinflusst hat.

Dank des flüssigen Schreibstils der Autorin kam ich schnell in die Geschichte hinein. So lernte ich die schwangere Hannah kennen, die in einer Buchhandlung in Edinburgh arbeitet. Nach einem Anruf ihrer Mutter holt die Vergangenheit sie ein. John Neville, der vor 10 Jahren begründet auf ihre Aussage für den Mord an ihrer besten Freundin April verurteilt wurde, ist im Gefängnis verstorben. Bis zum Ende hat Neville seine Unschuld beteuert, wie Hannah ein Journalist mitteilt. Die Zweifel in ihr nehmen Überhand, sie muss unbedingt herausbekommen, was damals wirklich passiert ist. Es wird Zeit zur früheren Clique Kontakt aufzunehmen. Doch ihr Mann Will ist absolut dagegen, 10 Jahre war Aprils Tod bei ihnen immer präsent, mit Nevilles Tod sei es Zeit abzuschließen.

In kurzen Abschnitten wechselt die Autorin in die Zeit vor und nach dem Mord, was durch die Titel DAVOR und DANACH gut unterschieden wird. Auf eine gemütliche Art und Weise lerne ich die Mitglieder der seinerzeitigen Clique kennen. Die eher schüchterne Hannah soll sich ausgerechnet mit der reichen und schönen April eine kleine Wohnung teilen. Doch so unterschiedlich die beiden sind, sie werden zu besten Freundinnen. Die Clique wird ergänzt durch Will und Hugh, die April schon vom Internat kennt. Dann ist da noch das Pärchen Ryan und Emily.

April ist der Mittelpunkt der Clique und gibt den Ton an. Alle lassen sich von ihr mitreißen in eine bunte, schillernde Welt. Doch April hat auch eine dunkle Seite, ihre Streiche sind mehr als böse. Aus der Sicht von Hannah wird die Vergangenheit noch einmal durchlebt und es fallen Unstimmigkeiten auf, Geheimnisse treten zu Tage und Motive in den eigenen Reihen werden sichtbar. Nach zahlreichen Wendungen und Erkenntnissen glaubte ich eine Zeit lang, dass der Fall klar ist und verlor mit Hannah den Boden unter den Füßen. Doch ich wurde eines besseren belehrt, denn Ruth Ware hatte für mich überraschend noch ein Ass im Ärmel und gestaltete die letzten Kapitel mit Hochspannung. Puh, was war das knapp, ich war froh, als ich wieder durchatmen konnte.

Trotz einiger Längen in der ersten Hälfte des Buches, wurde ich am Ende mit großer Spannung entschädigt. Dankeschön Ruth Ware für fesselnde Lesestunden. Vielen Dank auch an den dtv Verlag sowie Lovelybooks für die Zusendung des Rezensionsexemplares.

Fazit:
Ruth Ware schafft es perfekt, den Leser mit zum Miträtseln zu animieren. Setzt falsche Fährten und baut geschickte Wendungen ein. Selbst bei gemächlichem Tempo und einigen Längen siegte die Neugier, wie es sich entwickelt.