Rezension

Gelungener Roman über den langen Weg der Gleichberechtigung

Freiflug -

Freiflug
von Christine Drews

Bewertet mit 4 Sternen

Im Roman „Freiflug“ von Christiane Drews geht es um die Geschichte und das Leben zweier Frauen, die gemeinsam für mehr Geschlechtergerechtigkeit kämpfen.

Katharina, als Anwältin tätig vertritt Rita, eine Frau, die um Ihre Rechte kämpft als Pilotin arbeiten zu dürfen. Die Leben der beiden Frauen sind für damalige Zeiten sicher revolutionär, obwohl vieles uns heute so normal erscheint. Dieses Buch führte mir einmal mehr vor Augen, dass wir unsere heutigen Freiheiten und unsere heutige „Normalitäten“ so vielen Frauen vor uns zu verdanken haben, die sich früh gegen Ungerechtigkeiten aufgelehnt haben und für uns gekämpft haben. Nichtsdestotrotz bleibt es weiterhin ein weiter Weg zu gehen. 

Die Geschichte ist leicht und unaufgeregt erzählt und trotzdem spannend. Drews hat einen durchweg sehr angenehmen Schreibstil und so liest sich das Buch doch sehr schnell weg. 

Die beiden Hauptcharaktere sind sehr liebevoll und durchdacht konstruiert, diese Liebe fürs Detail und die Nahbarkeit hat mir ein wenig bei den Nebenfiguren gefehlt. Sowohl bei Katharinas WG und Familie als auch bei Ritas Freundesgruppe. Man hat das Gefühl, das die Autorin zu viele wichtige Themen nebenbei anreißen möchte. Das war mir persönlich dann zu viel und ich hätte mich gefreut, wenn sie auf eine tiefere Nebenhandlung festgelegt hätte. Zum Beispiel die Geschichte rund um Eva ODER die um Frank. So wirkte es leider für mich etwas überhastet. Der Erzählstrang rund um Ritas Freund Frank fand ich anfangs sehr interessant, jedoch hat mir auch hier ein wenig die tiefere historische Grundlage gefehlt. Auch wirkt diese Geschichte für mich nicht „auserzählt“, hier blieben viele lose Erzählfäden in der Luft hängen. Was ich sehr schade finde, weil es einfach ein so wichtiges und interessantes Thema ist und Christiane Drews hier gerne hätte tiefer einsteigen können und das Thema nicht nur so anreißen sollte. 

Ein besonderer Pluspunkt dieser netten Geschichte sind jedoch eindeutig die historischen Fakten, auf denen die Geschichte rund um Rita basiert. So war Rita Maiburg tatsächlich die erste weibliche Linienflugkapitänin der Welt. Ein bisschen schade ist es, dass es der Autorin nicht gelungen ist mit Ritas Familie zu sprechen, wie sie im Nachwort erzählt. So hätte mich sehr ihre Wahrnehmung der Geschichte erzählt. Dies schadet jedoch der wunderbar erzählten Geschichte auf keinen Fall! 

Katharina als fiktive Person erinnert vielleicht minimal an Ruth Bader Ginsburg und ich würde mich nicht wundern, wenn die Autorin sie als Vorbild im Kopf hatte, als sie die Figur erschaffen hat. 

Alles in allem ein sehr netter Roman der von einem angenehmen Schreibstil profitiert und uns einen Teil der Frauenbewegung der 70er Jahre näher bringt. Eine eindeutige Leseempfehlung für alle die sich ein wenig mit der Geschichte der Gleichberechtigung beschäftigen wollen.