Rezension

Gelungener, moderner Generationenroman!

Apfelblütenjahre -

Apfelblütenjahre
von Katrin Tempel

Bewertet mit 5 Sternen

3 Frauen, 3 Schicksale, 1 Apfelgut

Nach vielen Jahren in den USA kommt Modedesignerin Karen zurück auf die Apfelgut ihrer Familie. Ihre Mutter Luzie ist tot, ihr Vater Matthias ist dement. Während Karen beginnt, den Nachlass zu regeln, werden ihre Erinnerungen wach. Sie erinnert sich an ihre bewegende Jugend, an ihre freiheitsliebende Mutter Luzie und an ihre Großmutter Marie, die 1944 mit 3 Kindern die Flucht aus Ostpreußen antrat. Im Gepäck ein paar Apfelreiser, mit denen sie den Grundstock für die Apfelplantage der Familie legte...

Den Roman “Apfelblütenjahre” hat Katrin Tempel am 1. September 2021 herausgebracht. Das Cover ist in den Farben der Natur gehalten und zeigt Marie auf ihrem Apfelgut. Das Taschenbuch ist geriffelt, fühlt sich wertig an. Mit seinen 400 Seiten liegt es gut in der Hand und ist in 5 Teile und mehrere Kapitel gegliedert.

Mit ruhigen Worten und in einer angenehm zu lesenden Art und Weise erzählt uns die Autorin in einem modernen Generationenroman, wie Marie mit ihren 3 Töchtern 1944 die Vertreibung aus Ostpreußen meistert und in der Pfalz den Aufbau einer Apfelplantage mit Hilfe ein paar Apfelreisern aus der Heimat in Angriff nimmt. Mich hat Marie beeindruckt. Ihr Schicksal hat mich berührt. Marie zögert nicht, zaudert nicht und jammert nicht. Marie arbeitet. Von früh bis spät. Wenn das nicht reicht, dann arbeitet sie eben noch mehr. Positiv zu erwähnen ist, dass Frau Tempel das Leben auf einem Apfelgut realistisch beschrieben hat und auch die Nachteile und die Angst vor einem Totalausfall der Ernte nicht außer acht lässt. Besonders gut gefallen hat mir die Geschichte mit dem Korbiniansapfel. Maries Tochter Luzie leidet unter ihrer starken Mutter, die Menschen nur anhand ihrer Arbeitsleistung beurteilt und dem Hamsterrad der Arbeit auf dem Apfelgut. Freiheitsliebend wie sie ist, bricht sie aus und kehrt nach einem rebellischen Sommer in München schwanger auf das Apfelgut zurück. Karen wird geboren und wächst in den 80-er Jahren auf. Sie ist aktiv in der Ökobewegung und hat den Unternehmergeist ihrer Großmutter Marie geerbt. Nach dem Supergau in Tschernobyl tritt sie die Flucht aus Deutschland an, geht in die USA und wird Modedesignerin.

Alle 3 Frauen haben eines gemeinsam: Sie haben starke Persönlichkeiten und es macht Spaß ihren Entwicklungen in diesem Buch zu folgen, mit ihnen zu leben, zu leiden und zu lieben. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Es spricht für die Autorin, dass sie die Atmosphäre der jeweiligen Jahre mit nur wenigen Worten und einigen sehr schönen Bildern eingefangen hat.

Mit diesem Buch habe ich viele spannende Lesestunden verbracht. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung für alle aus, die Lust auf eine Familiengeschichte mit 3 starken Frauen, einem Apfelgut und einem Ausflug in die deutsche Geschichte von 1944 bis heute haben.