Rezension

Gelungene Zeitreise an den französischen Hof

Die letzte Tochter von Versailles -

Die letzte Tochter von Versailles
von Eva Stachniak

Bewertet mit 4 Sternen

Verbindet man mit Versailles auf den ersten Blick den berühmten Spiegelsaal, Schönheit, Reichtum, Pracht – so trifft diese Bezeichnung nur in einer Beziehung auf die junge Veronique zu: sie ist wunderschön, wächst allerdings in ärmlichen Verhältnissen auf und ihr Alltag besteht darin, gemeinsam mit ihrer Mutter die Kleidung betuchter Kundschaft zu waschen. Ihre Schönheit spricht sich nicht nur bis zum königlichen Hof herum, der König selbst zeigt großes Interesse an ihr als neue Gespielin. Veronique findet sich schon bald in einer luxuriös eingerichteten Unterkunft wieder. Dass ihre Bekanntschaft mit einem "polnischen Grafen" nicht ohne Folgen bleiben wird, zeigt sich durch die Geburt ihrer Tochter Marie-Louise, die, wie zur damaligen Zeit üblich, von der Mutter getrennt bei einer anderen Frau, von Beruf Hebamme, aufwächst. Ihre spätere Heirat mit einem jungen Anwalt, der sich mit großem Engagement mit in den Sturz des Königs einbringt, ist auch für Marie-Louise nicht ungefährlich, als ihre Vergangenheit bekannt wird …

Ein seitenstarker Roman der in die Zeit vor, während und auch nach der Französischen Revolution entführt. Mit Hilfe der beiden Charaktere von Mutter und Tochter gelingt nicht nur eine sehr informative, aufschlussreiche aber auch verstörende Lesereise in die inneren Zirkel am französischen Königshof, sondern später dann auch fesselnde Einblicke in die Vorbereitung zum Sturz der Königsherrschaft, bestens bekannt als französische Revolution mit all ihren Grausamkeiten.

Mit zunehmender Begeisterung habe ich Seite um Seite gelesen. Ein mitreißender Schreibstil, aber auch die überaus interessante Thematik haben mich in ihren Bann gezogen, sodass der Roman schneller als geplant beendet war. Die Charaktere haben mich angesprochen und überzeugt, zumal ich mir durchaus vorstellen konnte, dass es solche Schicksale wie das von Veronique durchaus gegeben haben kann, wenn man sich ein wenig näher mit Ludwig VI und seiner Zeit beschäftigt.

Interessant dann die Romanidee, die Vorbereitung und letztendlich auch den Sturz des späteren Königs Ludwig XVI mit Hilfe der Tochter Marie-Louise und deren Ehemann zu verknüpfen und näher zu beleuchten. Auch diese beiden Charaktere konnten mich begeistern und sehr spannende Lesemomente erzeugen.

Alles in allem ein historischer Roman, der mir nicht nur sehr gut gefallen hat, sondern den ich auch gerne weiterempfehlen kann. Abtauchen in die französische Geschichte mit Hilfe des Schicksals bzw. des Lebenswegs von zwei überaus interessanten Frauen des französischen Bürgertums – eine lesens- und lohnenswerte Erfahrung.