Rezension

Geht mir nicht genug in die Tiefe

Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
von Matt Haig

Bewertet mit 3 Sternen

~~Inhalt:

Matt Craig war lange Jahre krank. Er litt unter schweren Depressionen und Ängsten, die ihn an den Rand der Selbstaufgabe und des Selbstmords gebracht haben. Doch er kämpfte und Schritt für Schritt fand er wieder in ein erfülltes, lebenswertes Leben zurück - auch wenn er gelegentlich wieder in eines dieser schwarzen Löcher fällt. Dieses Buch beschreibt seinen Weg und seinen Kampf gegen die Depression und Angststörung, die ihn so viele Jahre auf seinem Lebenspfad begleitet haben, und will damit einen Beitrag leisten, anderen Betroffenen zu helfen; sei es durch medizinische Informationen, durch persönliche Berichte oder durch Erkenntnisse, die der Autor durch die Depressionen gewonnen hat.

Meinung:

Ich bin auch eine Betroffene: Ich leide seit meiner Kindheit unter Ängsten und Depressionen, nehme seit Jahren Medikamente dagegen und habe auch schon einen Klinikaufenthalt hinter mir. Da ich mich aktuell wieder in einer (mittelschweren) depessiven Pahse befinde, habe ich spontan zu diesem Buch gegriffen, in der Hoffnung, dass es mir Mut macht und einfach, um mich vielleicht in einigen Dingen wiederfinden zu können. Es tut ja bekanntlich gut zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht allein auf der Welt ist.

Und das tut dieses Buch auch: Es macht Mut, vor allem dadurch, dass es nichts beschönigt. Matt Haig ging s wirklich schlecht, jahrelang, und zwar richtig schlecht. Davon erzählt er, und in vielem konnte ich mich wiedererkennen.

Doch was mir etwas fehlte, war die Tiefe der Berichte. Die Kapitel des Buches sind (sehr) kurz, außerdem nicht durchgängig in der Erzählweise, d.h., der Autor berichtet von schlimmen Phasen aus seinem Leben, um in einem nächsten Kapitel von etwas ganz anderen zu erzählen (z.B. über den Inhalt eines Buches, das ihn sehr bewegt hat). Mich hätte es z.B. sehr interessiert, wie es nach seinem Selbstmordgedanken wiklich weiterging, wie seine Umwelt (seine Freundin und spätere Frau Andrea) damit umgegangen ist, wie er die Tage und Wochen danach erlebt hat, worum seine Gedanken kreisten und ob er nochmal erwogen hat, aus dem Leben zu scheiden. Stattdessen springt der Autor oft hin und her, zwischen Vergangenheit und Gegenwart oder auch zwischen Zeiten, in denen es ihm richtig schlecht und weniger Schlecht gegangen ist. Da vermisse ich die Kontinuität. Manchmal bestehen Kapitel auch nur aus Listen, z.B. von Dingen, die ihm während der depressiven Episoden geholfen haben oder die er dann getan hat. Das war mir zu oberflächlich, um wirklich einen Eindruck von der schwere seiner Krankheit zu erhalten - und um meine eigene dazu in Beziehung zu setzen.

Zum Ende hin wird es bisweilen für meinen Geschmack zu philosophisch und auch abgesroschen, und in einigen Punkten kann ich dem Autor da auch nicht zustimmen.

Fazit:

Ein Buch, das es sicherlich wert ist, gelesen zu werden. Doch sollte man keinen durchgängigen Krankheits- und Heilungsbericht erwarten, sondern lose miteinander verbundene Kapitel, die die Krankheit Depression mit Angststörung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Konnte mich nicht wirklich erreichen und berühren.