Rezension

Gefühlvolle Slow Burn Romance in den verschneiten Rocky Mountains

Make My Wish Come True
von Jana Schäfer

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Praktikum als Regieassistentin – allein dieses Story-Element hätte schon ausgereicht, um mich für den Roman zu begeistern. Ich war unheimlich gespannt darauf, hinter die Kulissen der Filmbranche zu blicken! Aber Jana Schäfer setzt noch einen drauf und verlegt diese spannende Geschichte nicht etwa in eine trendige, für Dreharbeiten prädestinierte U.S. Metropole wie New York oder Los Angeles, sondern mitten in ein idyllisches Örtchen in den Rocky Mountains, wo jeder jeden kennt: White Oak Valley – und das zur Weihnachtszeit. Natürlich MUSSTE ich dieses Buch lesen!

Abby ist entsetzt, als sie erfährt, dass ihr hart erkämpftes Praktikum ausgerechnet im verschneiten Nirgendwo stattfinden soll, denn Kälte und Schnee sind ihr verhasst. Und Weihnachten blendet sie ohnehin aus – ist doch alles nur Kommerz! Glückliche Familien, pah! – Die gibt es in Wirklichkeit nur im Fernsehen. Abgesehen von ihrer Mutter und ihrer besten Freundin Bonnie lässt die im Grunde recht aufgeschlossene, lebenslustige junge Frau niemanden nah an sich heran, um bloß nicht verletzt zu werden. Lieber konzentriert sie sich auf ihren Traum, eines Tages erfolgreich Filme zu drehen. Da Praktikumsplätze schwer zu ergattern sind, ist sie gerne bereit, ihr Zuhause in New York gegen ein Filmset in Colorado einzutauschen, als sie unerwartet die Möglichkeit erhält, bei der berühmten Regisseurin Jennifer Torres zu lernen. Allerdings hatte sie weder mit einer übereifrigen, feindseligen zweiten Praktikantin gerechnet, mit der sie sich ein Zimmer im luxuriösen White Seasons Hotel teilen muss, noch mit dem attraktiven Sohn der Hoteliersfamilie Edwards, der exakt die Art von Ablenkung verkörpert, die Abby sich auf keinen Fall erlauben möchte.

"Wenn ich in den letzten Jahren eines über Männer gelernt hatte, dann, dass sie einem viel zu schnell das Herz brechen konnten. Ich hatte es nicht nur bei meiner Mutter gesehen, sondern auch bei meiner besten Freundin […], und nach meinem Abschluss hatte ich schließlich selbst die Erfahrung machen müssen […]. Nein, darauf konnte ich verzichten. Daran änderten auch Logans Lächeln und die warmen Blicke nichts, die mich viel zu lange verfolgten."

Zu allem Überfluss erschüttert bald auch noch ein Skandal die Dreharbeiten. Ich muss gestehen, dass ich ein, zwei Vermutungen hatte, um welche Art von Skandal es sich handeln könnte – tatsächlich lag ich damit meilenweit daneben! Hier hat die Autorin mich ehrlich überrascht und sich für eine Entwicklung entschieden, die ich so nie hätte kommen sehen. Dadurch hat die Geschichte eine gänzlich andere Dimension sowie Dynamik erhalten und wurde sogleich um ein Vielfaches interessanter! Auch im Hinblick auf einige Nebenfiguren erlebte ich positive Überraschungen (jawohl, Plural), wodurch sich ein bestimmter Charakter (Stichwort: Kuppel-Aktion!) sogar zu meinem heimlichen Lieblingsprotagonisten entwickelt hat.

Das Setting ist ein absoluter Traum! Sowohl die umliegende Natur als auch das White Seasons werden so stimmungsvoll beschrieben, dass ich alles direkt vor Augen hatte und am liebsten gleich selbst in dieses schnuckelige Hotel eingecheckt hätte! Man spürt richtig, wie Abby dort (trotz der arbeitsintensiven Drehtage) langsam zur Ruhe kommt, zu sich findet und eine neue Perspektive hinsichtlich ihrer eigenen Familie gewinnt. Logan durchlebt ebenfalls eine Entwicklung, die ich sehr begrüßt habe. Jedoch finde ich seine Beschreibung im Klappentext unglücklich gewählt – der sensible, aufmerksame, warmherzige Good Guy, der alles für seine Familie tut, ist nämlich keineswegs 'vorlaut'.

Wahnsinnig gerne hätte ich noch mehr über die Dreharbeiten gelesen, wobei die Autorin uns bereits einen recht ausführlichen Einblick in die Abläufe am Filmset gewährt – ich verstehe jedoch vollkommen, dass dies den Rahmen des Buches gesprengt hätte. Der Schreibstil ist einladend, ruhig und gefühlvoll; Beschreibungen und Dialoge stehen in einem ausgeglichenen Verhältnis, die Kapitellänge habe ich als genau richtig empfunden. Erzählt wird aus Abbys und Logans Sicht; im letzten Drittel kommt sogar eine weitere Perspektive dazu, die ich aus Gründen der Spoiler-Vermeidung nicht verrate. ;-)

Ich habe das Buch wirklich kaum aus der Hand legen können, doch trotz aller Begeisterung gab es ein paar Kleinigkeiten, die dazu beigetragen haben, dass ich nur 4 von 5 Sternen für die ansonsten herrlich winterliche Slow Burn Romance vergeben konnte. Zunächst dauerte es eine Weile, bis sich bei mir eine gewisse Nähe zu den Figuren einstellte. Zwar waren mir Abby und Logan direkt sympathisch, insbesondere Logans ausgeglichene, aufrichtige Art mochte ich sehr, doch irgendwie konnte ich anfangs keine direkte Bindung zu ihnen aufbauen. Ich war daran interessiert, wie sich die Dinge wohl insgesamt für sie entwickeln würden, mehr aber auch nicht. Dies änderte sich allerdings nach einigen Kapiteln und vor allem die intensive Auseinandersetzung mit Abbys familiärem Hintergrund verlieh ihrer Figur deutlich mehr Tiefe. Überhaupt wurden sie und Logan nicht auf ihre potenzielle Love Story reduziert, sondern als Einzelpersonen mit individuellen Problemen, Wünschen und Träumen vorgestellt, was mir super gefallen hat. Etwas skeptisch stehe ich dem Eindruck gegenüber, dass Abbys Mutter scheinbar nur mit Mann an ihrer Seite glücklich und gefestigt sein kann.

Während der Großteil des Werkes mit authentischer Wortwahl in den Dialogen, nachvollziehbarem Verhalten der Protagonisten und glaubwürdigen, realistischen Szenen punktet, trifft Abby gegen Ende eine Entscheidung, die mir zu konstruiert erschien. Sie passt nicht zu ihrem bisherigen, professionellen Verhalten und es wird deutlich, dass dies einzig und allein deshalb erfolgt, um künstlich Drama zu erzeugen. Das fand ich enorm schade. Schlimmer allerdings ist die Tatsache, dass Abbys Hauruckaktion nicht nur unverhältnismäßig glimpflich für sie ausgeht, sondern auch ohne realistische Konsequenzen bleibt. Dies hätte man durchaus anders lösen und dabei trotzdem ein ähnliches Happy End, von dem wir bei einer Feel-Good-Story schließlich alle ausgehen, herbeiführen können.

Noch ein paar Worte zur Aufmachung: (Keine Kritik, lediglich ein Hinweis für zukünftige Auflagen.) Das wunderschön festlich gestaltete Buchcover hätte einen hochwertigeren Einband aus festerem Papier verdient gehabt; obwohl ich stets übervorsichtig mit meinen Büchern umgehe, war hier der Buchdeckel sehr schnell verbogen bzw. aufgewellt. Zudem war beim hübsch geschwungenen Schriftzug des Buchtitels die leuchtende Goldglanzprägung teilweise schon abgeplatzt bzw. nicht aufgedruckt.

Fazit: Dieser gemütlich-heimelige New Adult-Wohlfühlroman aus dem Hause Ravensburger (Okt. 2021) ist wie geschaffen für die kuschelige Adventszeit! Angenehmer Schreibstil, süße Protagonisten mit Ecken und Kanten, eine kreative Grundidee, jede Menge unerwartete Wendungen, die mich positiv überrascht haben, ein traumhaft schönes Setting im verschneiten Colorado und aufgrund der inkludierten Familienthematik deutlich tiefgründiger als erwartet – klare Empfehlung für Fans des NA- Genres!