Rezension

Für weibliche Percy Jackson-Fans

Insel der Nyx 01. - Daniela Ohms

Insel der Nyx 01.
von Daniela Ohms

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Schon früh musste die 13-jährige Eleni feststellen, dass sie nicht wie die anderen Kinder ist. In Deutschland und Griechenland aufgewachsen, immer zwischen zwei Orten pendelnd führt sie ein ganz anderes Leben als die Jugendlichen in ihrer Klasse. Und als Eleni dann auch noch auf einer Klassenfahrt schlafwandelt und ihren Kameraden schreckliche Dinge vorhersagt, kann die Familie nicht länger in Berlin bleiben. Gemeinsam mit ihrer Mutter Arjana und ihrer großen Schwester Leándra zieht sie in ein kleines Dorf auf der Insel Kreta. Arjana will sich dort mit der Ausgrabung eines antiken Tempels beschäftigen, der Eleni auf magische Weise anzieht. Immer stärker wird in ihr auch der Wunsch, ihre Wurzeln kennen zu lernen. Denn eigentlich weiß Eleni nur, dass Leándra einen anderen Vater hat als sie selbst und ihre Mutter über beide Männer nicht sprechen möchte. Als dann eines Tages auch noch eine Insel am Horizont auftaucht, die nur Eleni sehen kann, ist es für sie endgültig an der Zeit, etwas über ihre Herkunft herauszufinden.

Eigene Meinung:

“Insel der Nyx” ist sehr schön gestaltet. Auf dem Cover ist ein Mädchen zu sehen, vor ihr schwimmen Delfine im Meer und im Hintergrund ist eine idyllische Insel zu sehen. Über der Insel schweben bedrohliche dunkle Wolken, die sich zu gruseligen Fratzen auftürmen. Im Prinzip zeigt das Titelbild die Handlung in Kurzform und passt - in meinen Augen – so perfekt zum Inhalt. Von der grafischen Gestaltung her, vor allem in Bezug auf Farben und Aufmachung, erinnert das Buch an die Percy Jackson-Reihe und dürfte Fans dieses Genres direkt ansprechen. Im Inneren unterstreichen griechische ineinander verschlungene Linien an den Kapitelanfängen das mythologische Thema und machen “Insel der Nyx” somit zum stimmigen Gesamtpaket.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Elenis Perspektive in der dritten Person erzählt, sie ist die klare Protagonistin. Immer wieder wechselt die Autorin jedoch geschickt den Blickwinkel, um die Handlung auch von anderen Seiten zu beleuchten. Gleich im Prolog wird so zum Beispiel aus Arjanas Jugend berichtet oder Dinge geschildert, die geschehen, während Eleni nicht anwesend ist. Die Grundidee des Buches ist dabei nicht unbedingt neu: ein Mädchen, das nur wenig über ihre Herkunft weiß, entdeckt an sich seltsame Fähigkeiten, die ihr eine komplett andere Welt eröffnen, die anderen unzugänglich bleibt. In Elenis Fall ist diese Besonderheit die Fähigkeit, Dinge vorher zu sagen. Leider geschieht das immer nur, während das Mädchen schlafwandelt, so dass sie auf der einen Seite ständig Gefahr läuft, sich zu verletzen oder irgendwo herunter zu stürzen. Und auf der anderen Seite kann Eleni sich oft selbst nicht mehr an ihre Prophezeiungen im Schlaf erinnern – ihre Gabe ist also eher ein Fluch als ein Segen.

Die Menschen um Eleni herum, vor allem aber ihre Familie sind es, die ihr helfen, mit diesem Schicksal umzugehen. Vor allem ihre große Schwester Leándra hat sich bereits daran gewöhnt, auf den Schlaf von Eleni zu achten und auf sie aufzupassen, wenn es nötig ist. Leándra ist ihr wirklich eine große Stütze, das enge Verhältnis zwischen den Geschwistern ist rührend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Leándra, die im Gegensatz zu ihrer Schwester ein völlig “normales” junges Mädchen ist, sicherlich oft in Elenis Schatten steht. Ihretwegen muss sie beispielsweise ihre erste große Liebe in Berlin zurücklassen, dennoch verliert sie nie ein böses Wort über ihre kleine Schwester. Im Laufe der Handlung gewinnt Eleni in Philine zusätzlich nicht nur ihre erste wirkliche Freundin, sondern auch so etwas wie eine Seelenverwandte, denn auch sie hat ein Geheimnis und eine bestimmte Fähigkeit. Und dann ist da noch der mysteriöse Junge auf der Insel, der Elenis Herz schneller schlagen lässt…

“Insel der Nyx” ist spannend erzählt und die Seiten fliegen nur so dahin. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, zwar der Zielgruppe entsprechend etwas einfacher, dennoch aber mit vielen bildhaften Ausdrücken und Beschreibungen. Die besonderen “Talente” der beiden Freundinnen machen die Handlung interessant und treiben sie voran. Man möchte selbst unbedingt wissen, welches Geheimnis die Herkunft der beiden Mädchen umgibt und was es mit der geheimnisvollen Insel auf sich hat. Das Ende schließt zwar grob einen Erzählstrang ab, lässt aber noch eine Menge offen und macht umso neugieriger auf den nächsten Band. Insgesamt ist das Buch eine wirklich gelungene Mischung aus Sommergeschichte und Mythologie, die auch die großen Themen Liebe und Freundschaft nicht vernachlässigt.

Fazit: ein schönes Jugendbuch, das nicht nur weibliche Percy Jackson-Fans begeistern dürfte